Squaredance in der Grundschule

Square Dance ist ein amerikanischer Volkstanz, dessen Wurzeln in den europäischen Tänzen des 17. und 18. Jahrhunderts liegt. Menschen aller sozialen Schichten und Kulturen wanderten insbesondere im 18. und 19. Jh. aus England, Schottland, Irland, Frankreich, Deutschland und vielen anderen europäischen Ländern aus, um Armut, Krieg und religiöser oder politischer Verfolgung zu entgehen und sich in Nordamerika anzusiedeln. Massenmigration und -flucht nach Europa ist heute das Brennpunktthema, und dies erleben die Grundschüler durch neue Klassenkameraden hautnah.

Der Aufbau einer neuen Gesellschaft hatte Kontakte über die eigene Kultur hinaus zur Folge. Tanz und Musik dienten als Brücke, Menschen in ihrer Vielfalt zu verbinden. Aufgrund der Unkenntnis von Tänzen anderer Kulturen erlernte man bei gemeinsamen Festen eine Reihe neuer Tanzfiguren, einigte sich auf die Sprache Englisch und fand, nach französischem Vorbild, einen Ausrufer, Caller genannt, der den Tänzern die Figuren zurief, damit sie flüssig miteinander tanzen konnten. Dies ist auch heute noch so.

Nach dem Zweiten Weltkrieg kamen diese Tänze und Tanzfiguren als Traditional Square Dance zurück nach Europa und wurden begeistert aufgenommen. In den 60er Jahren erfolgte eine weltweite Normierung der Figuren, so dass heutzutage jeder mit jedem Square Dancer auf der Welt tanzen kann, der die ersten 70 Figuren gelernt hat und die dazu gehörigen englischen Begriffe versteht. Dies ist der Fall in über 30 Ländern auf allen Kontinenten. Der Modern Square Dance wiederum nutzt heutzutage neben der traditionellen Country- und Westernmusik auch Musik vieler anderer Genres, so z.B. Rock, Pop, Jazz, Hip-Hop oder die Charts-Musik, die Kindern gefällt.

Beim Modern Square Dance stehen je acht Tänzer paarweise in einem gedachten Quadrat und folgen den Anweisungen des Callers, der die Tänzer mit seiner Figurenauswahl durch eine Vielzahl von Formationen führt, bis sie am Ende an derselben Stelle stehen wie zu Beginn des Tanzes. Dabei weiß außer dem Caller niemand, welches die nächste Figur sein wird, aber genau dies ist motivierend und lässt jeden Tanz spannend bleiben. Schlüsselkompetenzen wie Konzentrations-, Reaktions- und Teamfähigkeit sowie Hilfsbereitschaft und Höflichkeit spielen hierbei eine zentrale Rolle.

Die Calls (Figuren) enthalten einen großen Teil des englischen Basis-Wortschatzes, der handlungsorientiert und bewegt in der Grundschule eingeführt wird. Insofern bietet es sich an, den Square Dance als ein besonders motivierendes Element im Fremdsprachenlernprozess zu nutzen.

Das Projekt “Kids need Action!” begann im Juni 2008. Die Initiatorin, Birgit Smieja, selbst Tänzerin, hatte – gemeinsam mit Andreas Hennecke, Caller der “Swinging Landavians”, dem Landauer Square Dance Club – ein erstes Konzept zum bewegten Unterrichtsansatz mit Square Dance entwickelt. Es handelte sich um einen ersten Versuch, Studierenden diesen bewegten Ansatz vorzustellen und – hoffentlich – dafür zu begeistern. Und das gelang tatsächlich schon in der Testphase. Dabei wurden zwei Komponenten verknüpft: a) didaktische und methodische Grundlagen zum fächerübergreifenden Einsatz in Verbindung mit einer Basteleinheit und b) ein zweistündiger Tanzabend bei den “Swinging Landavians” zum Erlernen von ca. 10-15 Tanzfiguren.

Das begeisterte Fazit der Studierenden führte zu einem regelmäßigen Angebot, denn alle sprachen sich für eine Ausweitung auf ein Blockseminar aus. Dies sollte mehr praktische Übungseinheiten enthalten und darauf abzielen eine englische Unterrichtseinheit mit Square Dance zu simulieren und dann auch durchzuführen. Seit 2008 ist dies nun der Fall.

In Modul 9.2 haben Studierende der Grundschulbildung in jedem Sommersemester die Gelegenheit Theorie und Praxis zu verbinden. Das Blockseminar besteht aus sechs Block-Samstagen und einem Tanzabend am Freitag. Das Seminar begann mit 2-3 SWS und wurde auf Wunsch der Studierenden auf ein Seminar mit 4 SWS erweitert, da somit mehr Zeit für den praktischen Anteil blieb. Dies gilt sowohl für die Simulationen im Seminar als auch insbesondere für die darauf folgende Umsetzung in den Grundschulen. Hohe Motivation der Studierenden, der Spaß an der Bewegung und die Begeisterung, auf diese Weise Englisch mit kulturellen und landeskundlichen Themen zu verbinden, kennzeichnen dieses Seminar nach wie vor. Dies erklärt die in 10 Jahren stetig wachsende Nachfrage bei Studierenden nach Seminar und Umsetzungsmöglichkeiten in den Schulen.

So wurde 2010 das Seminar, verkürzt als Wochenend-Workshop, auch standortübergreifend in Koblenz bei der Kollegin Dr. Isabel Martin vorgestellt und erfuhr dort ähnlich begeisterte Aufnahme.

Da immer mehr Studierende ihr Wissen und ihre Begeisterung rund um das Fremdsprachenlernen mit Square Dance nicht nur in Grundschulen, sondern in allen Bildungseinrichtungen, d.h. auch in Kindergärten, Förderschulen, Realschulen und Gymnasien, umsetzten, wurde seitens der Schulen die Frage nach Lehrerfortbildungen gestellt. Seit 2012 werden daher immer wieder in Wochenend-Workshops auch Lehrerfortbildungen angeboten.

Ferner gibt es mittlerweile auch an der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe regelmäßig Workshops. Die Zusammenarbeit mit der dortigen Kollegin, Prof. Dr. Isabel Martin, hat sich seit 2012 in einer beständigen Zusammenarbeit etabliert.

Squaredance in den Medien