2. Exkursion an das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe
Wie im Vorjahr machten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des von Karsten Schäfer M.A. geleiteten M 2.3-Seminars „Grundgesetz und Grundrechte: Entstehung, Bedeutung, Herausforderungen“ auch Ende Juni 2024 auf den Weg zum Bundesverfassungsgericht nach Karlsruhe. Nach der umfangreichen und für alle Beteiligten gewinnbringenden Führung durch das Innere des Gerichts mit anschließender Frage- und Diskussionsrunde, waren sowohl die Studierenden als auch der Dozent mit der rundum gelungenen Exkursion sehr zufrieden.
Exkursion an das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe
Am 30. Juni 2023 machten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des M 2.3-Seminars „Grundgesetz und Grundrechte: Entstehung, Bedeutung, Herausforderungen“ unter der Leitung ihres Dozenten, Karsten Schäfer M.A., auf den Weg nach Karlsruhe, um im Rahmen einer Führung das Bundesverfassungsgericht von innen kennenzulernen. Diese Gelegenheit ergibt sich nicht alle Tage, da das höchste deutsche Gericht normalerweise nicht für den Publikumsverkehr geöffnet und nur im Rahmen längerfristig geplanter Gruppenführungen zugänglich ist. Mit großem Interesse folgten die Studierenden daher der sehr informativen und vielseitig gestalteten Führung des Leiters der Justizverwaltung am Bundesverfassungsgericht, Ministerialrat Batzke, durch das Innenleben des Gerichts. Höhepunkt war die Möglichkeit zur ausgiebigen Fragerunde im eindrucksvollen Senatssaal (siehe Bild), in dem die Richterinnen und Richter des Bundesverfassungsgerichts normalerweise ihre wichtigsten Urteile verkünden. Im Anschluss an die Exkursion waren sich Studierende und Dozent einig, dass die gewonnenen Einblicke in das Bundesverfassungsgericht die im Rahmen des Seminars erlernten Inhalte hervorragend ergänzen.
Vortrag von Professor Dr. Karl-Rudolf Korte in Landau voller Erfolg
„Guten Tag, liebe Fans der Bundespräsidenten“, begrüßte Professor Dr. Karl-Rudolf Korte bestens gelaunt das gespannt wartende Publikum im Audimax auf dem Campus Landau. Der renommierte Politikwissenschaftler (Universität Duisburg-Essen/ NRW School of Governance) sprach am 3. Mai 2022 auf Einladung von Professorin Dr. Manuela Glaab, Abteilung Politikwissenschaft der Universität Koblenz-Landau, zum Thema „Gewissheitsschwund: Die Provokation der Freiheit und das Amt des Bundespräsidenten“. Rund 90 Interessierte, eine gute Mischung aus Studierenden, Universitätsmitarbeiter*innen und interessierten Bürgerinnen und Bürgern, folgten aufmerksam dem Vortrag des auch aus den Medien bekannten Gastreferenten.
Korte legte den Fokus seiner Ausführungen zunächst auf die besondere außenpolitische Rolle des Bundespräsidenten. Mit Blick auf die komplexen Netzwerke der zwischenstaatlichen Diplomatie und die vielen Krisenherde auf der Welt sagte er: „Der Bundespräsident ist immer in der Lage, ein internationaler Türöffner zu sein.“ Beispielhaft führte er diese These anhand der proaktiven Rolle Joachim Gaucks bei der Münchener Sicherheitskonferenz im Jahr 2014 sowie der viel beachteten Reise des damaligen Bundespräsidenten Richard von Weizäcker im Jahr 1987 nach Moskau aus. Generell legte Korte während seines gesamten Vortrags großen Wert darauf, seine Ausführungen mit Beispielen aus der praktischen Politik zu untermauern. Dies wurde auch sichtbar, als er die Rolle des Bundespräsidenten gegenüber jener der Bundeskanzlerin bzw. des Bundeskanzlers abgrenzte: „Denken Sie nur an das ‚Paar‘ Joachim Gauck und Angela Merkel: Hier ist es doch interessant, wie Gauck mit seiner Emotionalität im Vergleich zur für ihre Ruhe und Rationalität bekannten Angela Merkel wahrgenommen wurde“, sagte Korte direkt an das Publikum gewandt. Dagegen seien der amtierende Bundespräsident, Frank-Walter Steinmeier, sowie der amtierende Bundeskanzler, Olaf Scholz, „doch viel ähnlichere Typen“, führte er aus.
Unabhängig von Personen – mit Blick auf die Ausfüllung des Amtes formulierte Korte einen klaren Anspruch: „Ich erwarte persönlich, dass jeder Inhaber dieses Amt aktiv nutzt und etwas daraus macht.“ Wie das in der Praxis aussehen könnte, erklärte er im Anschluss anhand von vier konkreten Möglichkeiten: Demnach könne der Bundespräsident erstens verstärkt als „Meinungsbildner“ auftreten. Gerade in der aktuellen Transformationsphase vieler Lebensbereiche sei die Frage besonders zentral, wie möglichst alle BürgerInnen in den gesellschaftlichen Diskurs eingebunden werden könnten. Die zweite Kernaufgabe skizzierte Korte unter dem Schlagwort des „Versöhnungsstifters“. Insbesondere mit Blick auf die mannigfaltigen Auswirkungen der Corona-Pandemie sagte er: „Es kann auch eine wichtige Aufgabe für den Bundespräsidenten sein, das Gemeinwesen wieder als Ganzes zusammenzuführen.“ Die dritte Möglichkeit zum Amtsgebrauch sieht Korte als „Zivilitätswächter“ – der Bundespräsident sei qua seines Amtes in einer Schlüsselrolle, wenn es darum geht, die „demokratische Zivilität“ in der Gesellschaft zu erhalten und zu fördern. Er könne möglicherweise verstärkt als eine Art „Anti-Echokammer“ wirken, erläuterte er.
Die vierte Rolle sieht der Politikwissenschaftler mit Blick auf die großen künftigen gesellschaftlichen Aufgaben als „Zukunftsdenker und Visionär“. Hier laute die entscheidende Frage: „Welche Möglichkeiten haben wir, jederzeit maximal handlungsfähig zu sein, wenn irgendetwas Unvorhergesehenes passiert?“, so Korte.
In der anschließenden Diskussion unter der Leitung von Professorin Manuela Glaab zeigte sich, wie vielfältig Kortes Ausführungen durch das Publikum aufgenommen und kommentiert wurden. Es wurde deutlich, dass die Frage nach der zentralen Rolle des Bundespräsidenten – insbesondere angesichts der aktuellen und zukünftigen gesamtgesellschaftlichen Herausforderungen – auch von den Zuhörerinnen und Zuhörern als Schlüsselfrage betrachtet wurde. Zum Abschluss richtete sich der Referent mit einem Appell direkt an sein Publikum: „Fordern Sie etwas von diesem Amt und der Person, die dieses Amt bekleidet“, ermutigte er seine Zuhörerinnen und Zuhörer.
Bericht und Foto: Karsten Schäfer
Datum der Meldung 10.05.2022 00:00
Wie entsteht eigentlich eine politische Rede?
Veröffentlicht am 11. Mai 2020
Politische Reden sind alltäglich in einer Demokratie. Kaum bekannt ist aber, wie sie eigentlich entstehen. Im Rahmen der Spring School “Verhandeln, Vermitteln und Kommunizieren”, die im Mainzer Landtag stattfand, erhielten die Teilnehmenden einen Einblick in den Weg vom leeren Blatt zum fertigen Redemanuskript. Der Workshop “Reden schreiben” brachte Master-Studierenden der Universität in Landau aus den Fächern Politikwissenschaft sowie Sozial- und Kommunikationswissenschaften die Praxis des Redenschreibers näher. Geleitet hat ihn Ralph Schrader, Referatsleiter in der Landtagsverwaltung und Redenschreiber beim Landtagspräsidenten des Landes Rheinland-Pfalz. Mit dem Uniblog hat er über seinen Beruf gesprochen.
Wie wird man Redenschreiber?
Ich habe Soziologie an der Goethe-Universität Frankfurt studiert und nach meinem Abschluss und verschiedenen beruflichen Stationen meine aktuelle Tätigkeit als Referent im Landtag von Rheinland-Pfalz aufgenommen. Redenschreiber beim Landtagspräsidenten wird man gewöhnlich durch einen gewissen Zufall. Bei uns auf der Landesebene verhält es sich so, dass es zumeist keine ausgewiesenen Referate für Redenschreiber gibt. Auch dem Landtagspräsidenten haben früher verschiedene Fachreferenten zugearbeitet. Um eine größere stilistische Einheitlichkeit seiner Reden zu gewährleisten, ist vor einiger Zeit entschieden worden, dass jemand schwerpunktmäßig die Reden des Landtagspräsidenten schreiben sollte. Und da ich bereits zuvor Reden für ihn geschrieben hatte, habe ich diese Aufgabe vor knapp drei Jahren übernommen.
Wann haben Sie begonnen, sich für das Schreiben politischer Reden zu begeistern?
Ich glaube, meine Begeisterung für das Redenschreiben ist zunächst vor allem daraus entstanden, dass ich selbst gerne rede. Außerdem habe ich mich schon immer dafür interessiert, wie man freies und intuitives Sprechen so in eine schriftliche Form bringen kann, dass es einem anderen hilft, bestimmte Gedanken zu entwickeln und vorzutragen.
Welche Fähigkeiten sollte ein Redenschreiber mitbringen?
Die zentrale Aufgabe eines Redenschreibers ist es, eine verlässliche Unterstützung für denjenigen zu sein, der als Politiker vor das Publikum treten muss. Dabei sollte man eine große Frustrationstoleranz besitzen. Denn natürlich erlebt man immer wieder, dass Reden, die man in vielen Stunden aufwändig vorbereitet hat, nicht wie vorgesehen gehalten werden können – beispielsweise weil sich die politische Situation kurzfristig wandelt oder weil eine Veranstaltung, bei der eine Rede gehalten werden sollte, sich in ihren Rahmenbedingungen oder in ihrem Ablauf verändert.
Wie sieht Ihr Schreibprozess aus?
Üblicherweise läd mich der Landtagspräsident zu regelmäßigen gemeinsamen Gesprächen ein und wir gehen dann seinen Terminkalender für die folgenden Wochen durch. Bei diesen Treffen werde ich über Ereignisse informiert, bei denen eine Vorbereitung meinerseits notwendig ist, und der Präsident teilt mir mit, welche Botschaften er bei der jeweiligen Veranstaltung setzen möchte. Sehr wichtig ist für mich auch, von ihm zu erfahren, ob es persönliche Kontakte unter den Zuhörenden gibt oder ihm das Publikum als solches bekannt ist. Dann ist es hilfreich, wenn er sich zum Beispiel an Anekdoten erinnert, die erzählt werden können. Bei kleineren Redeanlässen reichen diese Informationen aus, damit ich stichwortartig oder ausformuliert einen Redetext herstellen kann. Bei großen und besonders wichtigen Reden dauert mein Arbeitsprozess in der Regel deutlich länger. In einem solchen Fall stelle ich bereits einige Überlegungen für die zu schreibende Rede an, bevor ich diese gemeinsam mit dem Landtagspräsidenten diskutiere und einen ersten Redeentwurf anfertige. Nach mehreren Arbeitsschritten und Rücksprachen entsteht schließlich ein Text, der für den Redner und den Anlass angemessen ist.
Welche Arten von politischen Reden schreiben Sie?
Als Referent in der Landtagsverwaltung schreibe ich für den Präsidenten in seiner Funktion als Landtagspräsident, in der er fraktionsübergreifend auftreten muss. Das heißt, ich schreibe zum Beispiel Reden zur Einführung in parlamentarische Abende, zu unterschiedlichen protokollarischen Anlässen im Land, zu größeren Veranstaltungen im rheinland-pfälzischen Landtag oder zu Festakten – wie etwa zum 18. Mai, dem rheinland-pfälzischen Verfassungstag. Gerade bei Festveranstaltungen sind zumeist größere Reden zu schreiben. Was mir ehrlich gesagt etwas fehlt, ist die Möglichkeit, so zu schreiben, wie man es sich in der Politik klassisch vorstellt, nämlich auch einmal kämpferisch oder polemisch. Das passt jedoch nicht zum Amt des Landtagspräsidenten.
Welche zentralen Bestandteile sind wichtig, damit politische Reden beim Publikum erfolgreich sind?
Einerseits ist entscheidend, dass in politischen Reden eine Beziehung zum Publikum hergestellt wird. Es muss deutlich werden, dass der Sprecher die Situation der Menschen kennt, mit denen er spricht, und dass er sich für ihre Belange interessiert. Dafür kann es manchmal sinnvoll sein, dass der Redner handelt, wie es einem Redenschreiber weh tut, indem er sich bei Bedarf vom Manuskript löst und auf spezifische Situationen eingeht, um frei zu den angeredeten Personen zu sprechen. Andererseits ist es meines Erachtens wirklich wichtig, dass sich die Zuhörenden ernst genommen fühlen. Reden, die sehr leutselig und umgangssprachlich gehalten werden, haben sicherlich ihren Sinn und Zweck. Aber wenn eine Rede sich merklich auf diese Eigenschaften beschränkt, besteht die Gefahr, dass die Zuhörenden berechtigte Kritik anbringen und fordern, der Politiker habe ihnen in seiner Rede auch etwas zu liefern. Er wird als Experte auf seinem Feld wahrgenommen; darum herrscht die Erwartung vor, dass er als solcher auch auftritt. Das Publikum ernst zu nehmen, bedeutet die Zuhörenden nicht zu unterfordern und sie gleichermaßen – dies wäre ebenfalls fatal – nicht zu überfordern. Man muss sich also adäquat am Publikum und dessen Interessen orientieren.
Was war Ihr bislang eindrücklichstes berufliches Erlebnis?
Generell erfreut es mich natürlich immer, wenn ich einem Redner tatsächlich helfen kann, seine Botschaft an die Zuhörenden herüberzubringen. Für mich besonders bewegend war es, als ich in eine Vorbereitung zum Gedenktag des Holocausts einbezogen war. Wir haben in Rheinland-Pfalz vor wenigen Jahren das Leiden der Sinti und Roma in den Mittelpunkt des Gedenkens gestellt. In diesem Zusammenhang zu erleben, dass die Worte, die der damalige Landtagspräsident Joachim Mertes zu dieser auch heute noch diskriminierten Minderheit gesprochen hat, den Menschen wichtig waren, war für mich sehr berührend. Dass durch die Gedenkarbeit Menschen ergriffen waren, die selbst Verfolgung erlebt hatten, und anerkannt wurde, dass ihr Leiden in Deutschland zählt und wahrgenommen wird, war eine der Erfahrungen, die mir als Redenschreiber bisher am meisten in Erinnerung geblieben sind.
Interview: Timo Schummers
Die Spring School “Verhandeln, Vermitteln und Kommunizieren” fand im Februar 2020 im Landtag Rheinland-Pfalz statt. Organisiert wurde das Format von der rheinland-pfälzischen Landtagsverwaltung in Kooperation mit der politikwissenschaftlichen Arbeitseinheit “Politisches System der Bundesrepublik Deutschland” der Universität Koblenz-Landau, die von Professorin Dr. Manuela Glaab geleitet wird.
Kategorie: Gewusst wie
Schlagwort: Campus Landau, Landtag, Landtagspräsident, Mainz, Master Sozial- und Kommunikationswissenschaft, Politik, Politikwissenschaft Landau, Präsident, Rede, Redenschreiben, Rheinland-Pfalz, Schreiben, slideshow, Spring School, Workshop
Vortrag zum Thema "Neue Methoden und erste Ergebnisse der Lesermarktforschung" mit Michael Garthe (Rheinpfalz)
Michael Garthe diskutiert mit Studierenden über das Projekt „LeseWert“ der Rheinpfalz
Wie lesen Leser heutzutage Zeitung? Wie reagieren Journalisten und Blattmacher auf das Leseverhalten? Über solche und ähnliche Fragen sprach Michael Garthe, langjähriger Chefredakteur der in der Region marktbeherrschenden Tageszeitung DIE RHEINPFALZ, am 20. Mai 2019 in Landau. Gelegenheit hierzu bot sein Besuch im Forschungskolloquium von Prof. Dr. Manuela Glaab, Arbeitsbereich „Politisches System der Bundesrepublik Deutschland“ in der Abteilung Politikwissenschaft der Universität Koblenz-Landau. Im Mittelpunkt des Gastvortrags stand die Lesemarktstudie – „LeseWert“ – der Rheinpfalz, die derzeit in Zusammenarbeit mit der Dresdner Agentur „Die Mehrwertmacher“ durchgeführt wird. Ziel ist es, den „Lesewert“ der in der Tageszeitung publizierten Artikel zu ermitteln. Seit Februar 2019 werden hierfür insgesamt vier Monate lang die Lokalausgaben Ludwigshafen, Bad Dürkheim, Pirmasens und Kirchheimbolanden mit den Ressorts Politik, Wirtschaft, Kultur und Sport sowie DIE RHEINPFALZ am SONNTAG untersucht.
Doch wie sieht das methodische Vorgehen genauer aus? Die 455 beteiligten Leserinnen und Leser erhalten einen elektronischen Scanstift, mit dem sie markieren, was sie in der Tageszeitung gesehen und gelesen haben. Die Daten werden via Bluetooth nach Dresden übermittelt, wo die Marktforscher die Daten täglich auswerten. So erfährt die Redaktion, ob ein Text wahrgenommen wurde (Blickwert) und ob ihn die Leser bis zum Schluss gelesen haben oder schon früher ausgestiegen sind (Durchlesewert). Aus diesen Daten wird der sogenannte „Lesewert“ errechnet.
Chefredakteur Garthe präsentierte erste Ergebnisse der Studie und berichtete von den hieraus gewonnenen Erkenntnissen sowie bereits vorgenommenen Änderungen im Blatt. Im Anschluss an den – überaus anschaulichen und praxisnahen – Vortrag entstand eine lebhafte Diskussion über die Rolle von Printmedien in der nahen und ferneren Zukunft. Dabei zeigte sich Garthe optimistisch, dass diese weiterhin einen wichtigen Platz im Journalismus einnehmen werden.
Datum der Meldung 25.05.2019 00:00
Exkursion nach Straßburg am 16./17.01.2018
Am 16. und 17. Januar 2018 besuchten über 100 Studierende aus vier Seminaren zum Thema „Das politische System der EU und die Europäisierung der Mitgliedstaaten“ den Europarat und das Europäische Parlament in Straßburg. Die Exkursion war ein integraler Bestandteil der von Julia Renner M.A. und Andrea Zeller M.A. angebotenen Seminare: Die Studierenden sollten so die Gelegenheit bekommen, gemeinsam ihr Wissen an einem Anschauungsbeispiel zu vertiefen.
In den Seminaren standen die Institutionen der EU, ihr Zusammenspiel im europäischen Institutionengefüge sowie die demokratische Legitimität des Regierens in der EU beziehungsweise der Brexit auf der Tagesordnung. Die Exkursion zum Europäischen Parlament und zum Europarat nach Straßburg und deren Nachbesprechung bildete den Abschluss der Veranstaltungen.
Nach der Anfahrt mit zwei gecharterten Bussen stand am ersten Tag der Besuch des Europarates auf dem Programm. Zunächst führte eine Mitarbeiterin des Besucherdienstes die Gruppe durch das Gebäude und zeigte den Studierenden den Plenarsaal. Dabei informierte sie über die Herkunft und Zusammensetzung der Abgeordneten der Parlamentarischen Versammlung sowie zu den historischen Hintergründen des Europarates. Anschließend begaben sich alle in einen kleineren Sitzungssaal. Dort erläuterte ein weiterer Mitarbeiter den Unterschied zwischen dem Europarat und den Institutionen der Europäischen Union. Zudem erklärte er Details zur Verabschiedung und Ratifizierung von Konventionen des Europarates und gab Einblicke in die derzeit diskutierten Themen. Im Anschluss erfolgte die Rückfahrt nach Landau.
Der zweite Tag begann abermals mit einer Busfahrt nach Straßburg. Am Europäischen Parlament mussten zunächst die Sicherheitskontrollen passiert werden, bevor der beeindruckende Innenhof des Parlamentsgebäudes besichtigt werden konnte. Ein Referent des Besucherdienstes führte die Gruppe nach der Begrüßung durch das Gebäude und erläuterte in einem Besucherraum die Aufgaben des Parlamentes. Dabei erfuhren die Studierenden, wo überall die EU-Gesetzgebung das Leben der EU-Bürger beeinflusst: Von der Bananenkrümmung über die EU-Bio-Kennzeichnung bis hin zur EU-Roaming-Verordnung und dem Verbot des Geoblocking – die Rechtsetzung der EU wirkt sich unmittelbar auf den Alltag der EU-Bürgerinnen und ~Bürger aus. Damit sich alle EU-Mitglieder an die vorgegebenen Regeln halten, können bei Nicht-Umsetzung Sanktionen verhängt werden. Der Referent erläuterte zudem seine Sicht auf die monatliche „Wanderung“ von Brüssel zur Straßburger Sitzungswoche und führte die Gruppe anschließend zum Plenarsaal, wo gerade eine lebhafte Debatte über den Einfluss russischer Propaganda auf die einzelnen EU-Mitgliedstaaten in Gang war. Auch den Beginn der Folgedebatte zur Beschäftigungsinitiative für junge Menschen konnten die Studierenden noch miterleben. Nach einer sehr kurzweiligen Stunde auf der Besucherterrasse des Plenarsaals verließ die Gruppe schließlich das Parlamentsgebäude und machte sich auf den Rückweg nach Landau.
Datum der Meldung 26.02.2018 00:00
Das Fallprinzip als Lehrmethode: Workshop am Campus Landau zu Case Teaching als Methode einer kompetenzorientierten politikwissenschaftlichen Lehre
Wie die universitäre Lehre jenseits von Frontalunterricht, Referaten und herkömmlichen Lektüreseminaren interaktiver und aktivierender, aber auch kompetenzorientierter und abwechslungsreicher gestaltet werden kann, wird vielerorts diskutiert. Im Fach Politikwissenschaft hat die Debatte einen neuen Impuls durch ein didaktisches Konzept erhalten, das im anglo-amerikanischen Raum seit längerem etabliert ist: das sogenannte „Case Teaching“.
Im Rahmen eines ganztägigen Expertenworkshops „Fälle analysieren und verstehen. Case Teaching als Methode einer kompetenzorientierten politikwissenschaftlichen Lehre" bot sich am 13. September 2016 am Campus Landau die Gelegenheit, die Einsatzmöglichkeiten, Spielarten und Perspektiven des Case Teaching für die politikwissenschaftliche Lehre genauer zu diskutieren. Eingeladen dazu hatte Prof. Dr. Manuela Glaab (Universität Koblenz-Landau), unter deren Leitung seit Oktober 2015 ein Lehrprojekt „Fallbasierte kompetenzorientierte Lehre: Von der Falldarstellung zum Case Teaching“ im Bereich der politischen Systemlehre durchgeführt und mit dem Workshop abgeschlossen wurde.
Zur Begrüßung der bundesweit angereisten KollegInnen sowie der studentischen TeilnehmerInnen skizzierte Glaab zunächst die Grundidee der fallbasierten akademischen Lehre. Die inzwischen in vielen Curricula und modularisierten Studiengängen geforderte Kompetenzorientierung verlange nach neuen Wegen des Wissenserwerbs und genau hierfür stelle die Methode des Case Teaching wichtige Potenziale bereit. Schließlich ziele das Fallprinzip auf eine interaktive, anwendungsorientierte Lehre, die die Verknüpfungs- sowie Problemlösungskompetenz der Studierenden stärken soll. Wie dies in unterschiedlichen Studiengängen und mit Studierenden unterschiedlicher Fachsemester gelingen kann, welche Impulse die Fallmethode insgesamt zur Weiterentwicklung einer kompetenzorientierte politikwissenschaftliche Lehre zu liefern vermag, darauf gab der Workshop Antworten.
In einem ersten Vortrag zeigte Prof. Dr. Andreas Blätte (Universität Duisburg-Essen) auf, wie mit Fällen in der Politikwissenschaft kompetenz- und problemorientiert gelehrt wird. Zunächst hob er noch einmal hervor, dass sich Falldarstellungen charakteristischerweise dadurch auszeichnen, dass sie einen „realen politischen Sachverhalt“ darstellen, den eine „Dilemmasituation“ kennzeichnet. Idealerweise beschreibe solch ein Text eine komplexe politische Herausforderung, die dann zum Gegenstand einer Falldiskussion (Case Teaching) im Kurs wird. Fälle sollten den Studierenden den „Geist der Tragödie“ vermitteln, so Blätte. Die Falldiskussion selbst erfolge in der Regel entlang einiger weniger Fragen: Worum geht es? Welche Handlungsoptionen bestehen? Wie sind die einzelnen Handlungsoptionen und Entscheidungsalternativen zu bewerten? Welche Alternative erscheint zweckgemäß? Wie kam die Entscheidung zustande? Blätte betonte, dass eine erfolgreiche Falldiskussionen voraussetze, dass die Dozierenden zuvor ein partizipatives und interaktives Setting in ihrer Lehrveranstaltung etabliert und gemeinsam mit den Studierenden habitualisiert haben.
Die Bedeutung von Interaktion und Partizipation für eine kompetenzorientierte Lehre unterstrich auch Dr. Ina Mittelstädt (Hochschuldidaktische Arbeitsstelle, Universität Koblenz-Landau). Mittelstädt nähert sich der Frage nach der Kompetenzorientierung in der akademischen Lehre aus hochschuldidaktischer Sicht. Über die Unterscheidung zwischen Oberflächen- und Tiefenlernen ordnete sie das Fallprinzip zunächst als geeignete Lehrmethode ein, die fernab von Faktenwissen dazu beitrage, dass in der Hochschullehre wissenschaftliche und berufsqualifizierende Schlüsselkompetenzen vermittelt würden. In einer Gruppenarbeit mit den WorkshopteilnehmerInnen problematisierte Mittelstädt anschließend, welche Faktoren einem Tiefenlernen entgegenstehen können und welche Lösungsansätze sich anbieten, um die auf Seiten der Studierenden bestehenden Spannungsverhältnisse von Motivation und Frustration sowie von Autonomie und Sicherheit auflösen zu können.
Fortgesetzt wurde der Gedankenaustausch unter den TeilnehmerInnen im Rahmen einer Ideenbörse in Kleingruppen. Hierbei wurde praxisorientiert der Frage nachgegangen, wie sich Fälle in die Lehre integrieren lassen. Konsens bestand darüber, dass insbesondere der Theorie-Empirie-Transfer eine große Herausforderung beim Case Teaching darstellt. Die Ideensammlung hierzu reichte von intensivem Co-Teaching der Seminarleitung mit den Studierenden über die Ausarbeitung von konkreten Fragekatalogen und Übungsaufgaben bis hin zur Kopplung von Grundlagenvorlesungen und Case Teaching-Kursen. Die Teilnehmer stimmten darin überein, dass ein erfolgreiches Case Teaching letztlich ein hohes Maß an Flexibilität, Geduld und Zeit erfordert.
Dass die Ressource Zeit nicht nur für das Case Teaching selbst eine gewichtige Rolle spielt, sondern auch bei der schriftlichen Ausarbeitung von Cases zu berücksichtigen ist, zeigten Prof. Dr. Manuela Glaab und Daniel Reichard M.A. (beide Universität Koblenz-Landau) in ihrem Vortrag zur Kompetenzorientierung durch Fallproduktion. Ausgehend von ihren Praxiserfahrungen, die sie im Wintersemester 2015/16 gemeinsam mit einem Tutorenteam und Studierenden in Form von studiengangsübergreifenden Schreibwerkstätten am Campus Landau umgesetzt hatten, erörterten Glaab und Reichard die Potenziale und Fallstricke, die solch ein außercurriculares Veranstaltungsangebot in sich birgt. Positiv wurde hervorgehoben, dass das Format der Schreibwerkstatt es den Studierenden ermöglichte, Schreiben als Prozess zu erleben, der die intrinsische Motivation steigert und damit ein Tiefenlernen erlaubt. Die größte Herausforderung bei der Durchführung von Schreibwerkstätten zur Case-Erstellung erkannten Glaab und Reichard zum einen in der Sicherstellung der Textqualität, zum anderen im Ressourcenaufwand, der vor allem bei der Schlussredaktion der Falldarstellungen nicht zu unterschätzen sei. Letztlich, darin waren sich die TeilnehmerInnen einig, bedarf es für die Fallproduktion nicht unerheblicher finanzieller und personeller Ressourcen, um diese adäquat realisieren zu können.
Wie mit Fällen in modularisierten Studiengänge gelehrt werden kann, darauf richtete Karina Hohl M.A. (Universität Duisburg-Essen) den Blick. Entlang verschiedener Beispiel aus ihrer Lehrpraxis auf Bachelor- und Masterniveau illustrierte Hohl die Möglichkeiten des Case Teaching für unterschiedliche Studiengänge und unterschiedliche Fachsemester. Entlang der Lernzieltaxonomie von Bloom (Erinnern, Verstehen, Anwenden, Analysieren, Beurteilen, Erschaffen) sei es möglich, sich am Kompetenzbedarf der jeweiligen Fachsemester oder Studiengänge zu orientieren. Außerdem gelte es, den zielgruppenspezifischen Materialbedarf zu berücksichtigen. Vor allem aber komme es darauf an, den gesteigerten Moderationsbedarfs durch die Dozierenden zu beachten, da das Case Teaching von gezielten Moderationsimpulsen in einem interaktiven Seminarkontext lebe. Letztlich ließen sich Falldiskussionen auf die Formel des Harvard Business School Professors C. Roland Christensen verdichten, so schloss Hohl pointiert in ihrem Fazit: „Discussion-teaching is the art of managing spontaneity“.
Zum Abschluss des Workshops fasste die Veranstalterin Glaab die Vorträge und Diskussionen zusammen, die allesamt das Potenzial des Case Teaching für die politikwissenschaftliche Lehre aufzeigten. Innovative Formen der Vermittlung wichtiger wissenschaftlicher und berufsqualifizierender Schlüsselkompetenzen würden nicht nur in Curricula gefordert, auch Studierende würden diese zusehends mit großem Interesse nachfragen. Insofern kann das Fallprinzip einen wichtigen Beitrag zu einer stärker kompetenzorientierten Lehre leisten, bilanzierte Glaab. Die bestehenden Entwicklungsperspektiven, die beispielsweise auch kompetenzorientierte Prüfungsformen mit Fällen umfassen, werden auch künftig zum interdisziplinären Austausch einladen.
Datum der Meldung 22.09.2016 17:00
Problemorientiert gedacht, erfolgreich geschrieben! Außercurriculare Schreibwerkstatt am Campus Landau zu aktuellen politischen Themen
„Erwartungen erfüllt!“, so die Rückmeldung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer der außercurricularen Blockveranstaltung „Schreibwerkstatt: Problemorientiert denken – erfolgreich schreiben“, die im Januar und Februar 2016 am Campus Landau stattfand. Organisiert wurde die Veranstaltung durch die Arbeitseinheit „Politisches System der Bundesrepublik Deutschland“. Im Rahmen des Lehrprojekts „Fallbasierte kompetenzorientier Lehre: Von der Falldarstellung zum Case Teaching“ erhielten Studierenden die Möglichkeit, wissenschaftliche und berufsqualifizierende Schlüsselkompetenzen zu erwerben und vertiefen.
Unter Anleitung eines studentischen Tutoren-Teams befassten sich vier Arbeitsgruppen anhand von Medienberichten und weiteren Primärquellen mit aktuellen politische Themen: Darunter der rheinland-pfälzische Landtagswahlkampf 2016, der Bürgerbeteiligungsprozess zum umstrittenen Infrastrukturprojekt JVA Rottweil in Baden-Württemberg, die Aussetzung der Wehrpflicht 2011 und das „Mammutprojekt“ Energiewende.
Doch standen nicht allein inhaltliche Aspekte im Vordergrund. Vielmehr ging es um praktische Herausforderungen wie: Was macht Schreiben im akademischen und journalistischen Bereich eigentlich aus? Wie finde ich eine interessante Problemstellung? Wie werden Themen strukturiert? Auf diese Fragen, die sich im Studium spätestens bei Haus- oder Abschlussarbeiten stellen, lieferte die Schreibwerkstatt Antworten. Im Ergebnis erstellten die einzelnen Gruppen einen sogenannte „Case“, eine schriftliche Falldarstellung, die einen reale politische Handlungssituation dicht beschreibt und faktengetreu wiedergibt. Nach einer Vorbesprechung und der anschließenden Materialsichtung folgte im Rahmen des ersten Blocktermins die Strukturierung der Themen sowie die eigenständigen Textproduktion in Kleingruppen. Die ausgearbeiteten Texte wurden am zweiten Wochenendtermin in Redaktionskonferenzen intensiv diskutiert und schließlich zu einem Gesamttext zusammengefügt.
„Ich glaube, die handlungsorientierte Herangehensweise und die kooperative Zusammenarbeit waren zwei wesentliche Highlights der Schreibwerkstatt, die sehr gut bei den Studierenden angekommen sind“, fasste eine Tutorin in der Feedbackrunde am Ende der Veranstaltung ihre Eindrücke zusammen. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer bilanzierten, dass die Analyse aktualitätsnaher, konkreter politischer Sachprobleme einen besonderen Mehrwert der Veranstaltung darstellte. Insgesamt würden sie der nächsten Hausarbeit nun „entspannter“ entgegen blicken, sich aber auch mehr solcher Angebote am Campus Landau wünschen
Datum der Meldung 22.02.2016 00:00
Seiteneinsteiger in die Politik: Zum Scheitern verurteilte Exoten oder erfolgreiche Mandatsträger?
Gastvortrag von Dr. Moritz Küpper im Rahmen der „Lecture Series zu aktuellen Fragen der Politikforschung“
Seiteneinsteiger in die Politik finden in der medialen Berichterstattung scheinbar größere Aufmerksamkeit als in der politikwissenschaftlichen Forschung. Vor allem gilt dies für prominente Persönlichkeiten. Erinnert sei beispielsweise an den Schauspieler und „Tatort“-Kommissar Peter Sodann, der sich 2009 für die Partei DIE LINKE als Bundespräsidentschaftskandidat gegen Horst Köhler und Gesine Schwan zur Wahl stellte. Trotz der eher ungewissen Karriereaussichten findet der Ruf nach neuen Köpfen in der Politik in der Öffentlichkeit großen Anklang. Gerhard Schröder sorgte im Wahlkampf 1998 mit einem Schattenkabinett für Furore, in dem gleich mehrere Seiteneinsteiger aufgeboten wurden. Darin sah der spätere Bundeskanzler ein großes Potenzial: „Wir brauchen Leute, die nicht aus der Politik kommen und Erstarrungen in der Gesellschaft aufbrechen.“
Die Umwege in die Politik einmal genauer zu kartographieren, war das Ziel des Gastvortrags von Dr. Moritz Küpper zum Thema: „Heilsbringer, Hoffnungsträger, Hochstapler?! Seiteneinsteiger in die Politik aus Sicht von Wissenschaft und Medien“ am 10. November 2015 am Campus Landau. Der Journalist (Landesstudio Nordrhein-Westfalen, Deutschlandfunk / Deutschlandradio Kultur / DRadioWissen) und Politikwissenschaftler war einer Einladung von Prof. Dr. Manuela Glaab gefolgt, im Rahmen der von ihr organisierten Lecture Series zu aktuellen Fragen der Politikforschung zu referieren. Als profilierter Kenner der Politikszene und Autor des 2013 erschienen Buches „Politik kann man Lernen“ (Mitteldeutscher Verlag) ging Küpper der Frage nach, wann und wie ein Seiteneinstieg funktioniert.
Die Umwege in die Politik einmal genauer zu kartographieren, war das Ziel des Gastvortrags von Dr. Moritz Küpper zum Thema: „Heilsbringer, Hoffnungsträger, Hochstapler?! Seiteneinsteiger in die Politik aus Sicht von Wissenschaft und Medien“ am 10. November 2015 am Campus Landau. Der Journalist (Landesstudio Nordrhein-Westfalen, Deutschlandfunk / Deutschlandradio Kultur / DRadioWissen) und Politikwissenschaftler war einer Einladung von Prof. Dr. Manuela Glaab gefolgt, im Rahmen der von ihr organisierten Lecture Series zu aktuellen Fragen der Politikforschung zu referieren. Als profilierter Kenner der Politikszene und Autor des 2013 erschienen Buches „Politik kann man Lernen“ (Mitteldeutscher Verlag) ging Küpper der Frage nach, wann und wie ein Seiteneinstieg funktioniert.
Dabei stellte er ein ganzes Bündel von Voraussetzungen und Erfolgsfaktoren vor: Ein starker Mentor, finanzielle Ressourcen und sich bietende „Gelegenheitsfenster“ würden eine gewichtige Rolle spielen, um als Seiteneinsteiger in der Politik Fuß fassen zu können, so Küpper. Dass hieraus immer wieder erfolgreiche Karrieren von Seiteneinsteigern in Parlament und Regierung resultieren, verdeutlichte der Hörfunkkorrespondent an verschiedenen Beispielen. So etwa anhand des Falls von Eberhard Gienger, ehemaliger deutscher Kunstturner und seit 2002 CDU-Bundestagsabgeordneter, der nach seinem Wechsel in die Politik nunmehr das Amt des Sprechers der Arbeitsgruppe „Sport und Ehrenamt“ der CDU/CSU-Bundestagsfraktion bekleidet und überdies dem Fraktionsvorstand angehört.
Ungeachtet solcher Erfolgsbeispiele bilanzierte Küpper dennoch, dass viele der politischen Seiteneinsteiger letztlich scheitern und sich nicht im Politikbetrieb etablieren könnten. Seine Analysen belegen, dass nur etwa 43 Prozent der Seiteneinsteiger wiedergewählt werden und sich damit in der Politik halten können. Entsprechend fokussierte die im Anschluss des Vortrags mit den zahlreich erschienenen Studierenden geführte Diskussion auf die Frage nach den Anforderungen, Sozialisierungs- und Professionalisierungsprozessen von Seiteneinsteigern in der Politik. Im Ergebnis hielt Küpper fest, dass erfolgreiche Seiteneinsteiger im Politikbetrieb faktisch nicht mehr als solche auffielen, da sie sich im Laufe der Zeit zusehends an die Logik des Berufspolitikertums anpassen würden. Darin wurde von den Diskutanten schließlich der aus politikwissenschaftlicher Sicht zentrale und für weitere Forschungen relevante Aspekt erkannt.
Datum der Meldung 19.11.2015 00:00