Ein Erfahrungsbericht: Spring Academy 2015 in Otzenhausen

Überaschend hatte sich mir vor kurzem die Möglichkeit geboten, an der Spring Academy in Otzenhausen teilzunehmen. Ich wurde von Herrn Schmidt angeschrieben, ob ich denn nicht Interesse an einer Teilnahme an einem internationalen Seminar im Saarland habe. Nach kurzer Internetrecherche und der Durchsicht des Programmes war für mich klar: „Hier bietet sich eine einmalige Gelegenheit.“

Nach nur einem Vorbereitungstermin ging es bereits los. Gespannt auf die neuen Bekanntschaften verabredete ich mich mit drei anderen Teilnehmern von der Universität Landau um zusammen ins ferne Saarland zu fahren.

Nach der Ankunft und dem Einchecken in der Akademie trafen wir alle aufeinander. Sieben Teilnehmer von der Universität Landau, ein Teilnehmer von der Universität Saarbrücken, sieben Teilnehmer von der „Universidad Alfonso X el Sabio“ in Madrid und 17 Studierende von der Kennesaw State University aus Atlanta, Georgia, USA.

Das Seminar bestand aus vier verschiedenen Segmenten. Es gab einen theoretischen Teil, einen praktischen Teil, diverse Exkursionen sowie die Exkursion nach Brüssel.

Den ersten Teil stellte der Europäische dar. Hier wurden diverse Vorträge über die Europäische Union und die transatlantischen Beziehungen gehalten. Es kamen diverse – sehr spannende - Themen zur Sprache. So wurde beispielsweise über die Funktionsweise der EU; dem Arbeiten des Europäischen Parlamentes und den Transatlantischen Beziehungen in der „großartigsten Allianz, die je gebildet wurde“ (Übersetzt aus dem Transkript der Rede von Barack Obama in Berlin, in: New York Times vom 24.7.2008) nämlich der NATO doziert. Dieser sehr informative Teil des Seminars wurde durch einige Planspiele etwa zur Gesetzgebung im Ministerrat und im Europäischen Parlament aufgelockert. Durch diesen interaktiven Teil wurde die zuvor gelernte Thematik auf eine spielerische Art und Weise nähergebracht. Nicht selten wurden die politischen Debatten während der Konsensfindung sehr emotional, was zur Authentizität beitrug und die fiktive Situation ein Stück realer machte.

Der zweite Teil umfasste das praktische Element des Seminars und stand unter dem Titel „Community Engagement“. Geplant waren sowohl eine theoretische Fundierung von „Nachhaltigkeit“ sowie ein praktisches Element. Hier standen verschiedene Aktivitäten zur Auswahl. Es bestand die Möglichkeit mit der „Tafel“ nach Neunkirchen zu gehen, im Rahmen des sogenannten „Community Garden“ aktiv zu sein, oder beim „Youth Club Otzenhausen“ sozial aktiv zu sein. Am Tag danach wurde ein Frühstück mit syrischen Flüchtlingen organisiert.
Der dritte Teil beinhaltete die Exkursionen nach Straßburg und Trier. Im Zentrum dieser Exkursionen stand sowohl der Besuch geschichtsträchtiger Orte, als auch die interkulturelle Kommunikation. Bereits am zweiten Tag des Seminars traten wir die Reise nach Straßburg als eine Gruppe an. Es vermischten sich die unterschiedlichen Kleingruppen, sodass wir in internationalen Kleingruppen die Städte erkundeten und uns gegenseitig näher kennenlernten. Neben dem Besuch des „Council of Europe“ stand eine Besichtigung der Altstadt von Straßburg auf dem Programm. In Trier lösten sich die letzten Verbindungen zu den alten Kleingruppen auf und wir erkundeten die Stadt nach eigenem
Belieben. Wir fanden uns in unseren neuen, internationalen Gruppen zusammen und verbrachten unsere Zeit in Trier.

Im Sinne des studentischen Lebens sollen hier auch die Abende zur Sprache kommen, die mitunter bis tief in die Nacht andauerten. Waren zu Beginn des Seminars die Abende doch eher gemütlich, so veränderte sich dies im Laufe der Zeit. Je länger wir uns kannten, desto lustiger wurden die gemeinsamen Abende. Es wurde gelacht, geredet und – natürlich – auch das ein oder andere Glas geleert.

Das wichtigste und zugleich spannendste, was ebenfalls ein wichtiges Ziel der Zusammenkunft darstellte, lag im Bereich des interkulturellen Austausches. Es war außerordentlich spannend zu sehen, wie eine Gruppe aus verschiedenen Nationen und unterschiedlicher Sozialisation dermaßen schnell kooperieren und zusammenwachsen kann. Waren wir am Anfang noch eine Gruppe von Fremden, scheinbar willkürlich zusammen gewürfelt, so entstand bereits nach wenigen Tagen eine Solidarität, die man sich im internationalen Betrieb nur wünschen kann. Im Zuge des Seminars wurden Vorurteile und Klischees angesprochen und ausgeräumt. Während der zahlreichen Gelegenheiten, sich mit den Studierenden aus anderen Ländern zu unterhalten kamen wir uns alle näher. Wir sprachen über Meinungen, Geschichte, politische Einstellungen und vieles mehr.

Aufgrund der Vielfalt der Kulturen wurden die Gruppengespräche während und nach der Lernzeit unglaublich wertvoll. Am Ende des Seminars waren wir nicht mehr nur Personen aus verschiedenen Ländern, nein, wir haben uns angefreundet. Das wichtigste, das ich aus diesem Seminar mitnehmen konnte, ist die Einsicht, dass nur eine grundlegende Offenheit anderen Menschen, Einstellungen, Erfahrungen und Kulturen gegenüber die Möglichkeit bietet, harmonisch miteinander auszukommen. Für mich persönlich war es sehr beeindruckend, wie aus einer Gruppe unterschiedlicher Persönlichkeiten, welche von vier verschiedenen Kontinenten stammen, eine Gruppe von Freunden werden kann. Nötig ist hierfür lediglich ein gewisses Maß an Verständnis und der Wille, mehr über seinen Gegenüber zu erfahren. All dies legt das Fundament für Friede, Harmonie und Menschlichkeit nicht nur, aber auch in der Weltpolitik.

Zusammenfassend stellt das Seminar eine wertvolle Erfahrung für mich selbst dar. Ich habe gemerkt, dass sich meine Persönlichkeit und meine Art, anderen Menschen gegenüber zutreten durch die Teilnahme verändert hat. Ich habe gelernt, dass es trotz einer großen Vielzahl von Meinungen und Ansichten und trotz dieser Unterschiedlichkeit möglich ist, sich auszutauschen, zu diskutieren und sich letztlich anzufreunden, wenn nur der richtige Rahmen geboten wird.
Abschließen möchte ich diesen Bericht mit den Worten einer amerikanischen Teilnehmerin, welche sie im Anschluss an selbiges an uns alle gerichtet hat. Es stellt ein wundervolles Kompliment an uns alle dar:


„It´s amazing, how I can love these people I´ve known for six days and be as close to them as friendships I´ve had for years.“

Hochdorf, den 25.5.2015

Darren Seiffert


Datum der Meldung 05.06.2015 00:00