Phase 2

Ökonomische Kompetenzen und Einstellungen baden-württembergischer Schülerinnen und Schüler im Zeitverlauf (2017 bis 2021)

Zusammenfassung

In diesem Projekt soll die Entwicklung der ökonomischen Kompetenz von der siebten bis zur zehnten Klasse nachvollzogen werden Die Untersuchung ist als Längsschnittstudie vor dem Hintergrund des an allen allgemeinbildenden Schulen Baden-Württembergs zum Schuljahr 2016/17 eingeführten Faches „Wirtschaft und Berufs-/Studienorientierung" geplant. Zielgruppen sind ab Beginn des Schuljahres 2017/18 die Schülerinnen und Schüler, die nach dem alten Lehrplan – und somit ohne eigenes Fach Wirtschaft - unterrichtet werden. Mit der Einführung des neuen Faches 2017/18 beginnt am Ende des Schuljahres die Erhebung der ökonomischen Kompetenz jener Schülerinnen und Schüler, die Fachunterricht erhalten. Wir nehmen an, dass zwar alle Schülerinnen und Schüler einen Kompetenzzuwachs zwischen der siebten und zehnten Klassenstufe erfahren, dass er aber bei jenen, die Fachunterricht erhalten, bedeutend höher sein wird. Ab der achten Klassenstufe werden Einstellungen zu ökonomischen Sachverhalten erhoben, um festzustellen, in welchem Zusammenhang ökonomischer Kompetenzzuwachs und Einstellungsänderungen stehen.

Projektphasen

  1. Entwicklung eines Fragenpools zur Kompetenzfeststellung
  2. Validierung der Testfragen (Pilot I)
  3. Haupterhebung 1 – September/Oktober 2017
  4. Auswertung
  5. Entwicklung eines Fragebogens zur Einstellungsmessung
  6. Validierung des Erhebungsbogens (Pilot II)
  7. Auswertung
  8. Entwicklungszusammenhänge
  9. Vergleiche

Ergebnisse

  • Wirtschaftskompetenz und Faktenwissen: Das Schulfach WBS hat einen positiven Effekt auf das Wissen und die Fähigkeiten der Jugendlichen. Das höhere Niveau an ökonomischer Kompetenz der Schülerinnen und Schüler, die nach dem Bildungsplan 2016 unterrichtet wurden, ist tendenziell bei allen untersuchten Schularten zu erkennen und fällt im Gymnasium am größten und eindeutigsten aus. Darüber hinaus wurde erforscht, wie viel junge Menschen über wirtschaftliche Themen wissen. Auch hier zeigen die Ergebnisse tendenziell positive, wenn auch weniger starke Effekte des Schulfachs.
  • Interesse und Einstellungen: Das Fach Wirtschaft/Berufs- und Studienorientierung stärkt das Interesse der Jugendlichen an Wirtschaftsthemen. Es sind jedoch keine oder nur sehr kleine Effekte im Hinblick auf normative Einstellungen erkennbar, d.h. profitmaximierendes Verhalten von Unternehmen in sozial kritischen Szenarien wird von Schülerinnen und Schülern gleichermaßen bewertet, unabhängig vom Fachunterricht in WBS. Eine indoktrinierende Wirkung des Schulfachs zugunsten einer marktradikalen Haltung, wie sie von Kritiker:innen eines eigenständigen Wirtschaftsunterrichts befürchtet wird, ist also nicht erkennbar.
  • Finanzverhalten und ökonomische Präferenzen: Ökonomische Kompetenzen hängen mit finanziellem Verhalten der Lernenden zusammen. Jedoch zeigen die Analysen, dass das Schulfach WBS keine signifikante Verhaltensänderung (z.B. auf das Sparverhalten) der Schülerinnen und Schüler hervorruft.

Projektlaufzeit

01/2017 – 01/2022

Veröffentlichung

Seeber, G.; Kaiser, T.; Oberrauch, L.; Eberle, M. (2022): Wirtschaft als eigenes Schulfach? Empirische Evidenz zur Facheinführung in Baden-Württemberg. Bielefeld: wbv Publikation. (https://doi.org/10.3278/9783763972456)