Kommunikation
In einem kultur- und sozialwissenschaftlichen Fachbereich ist „Kommunikation“ ein Schlüsselbegriff und markiert ein Querschnittsthema, über die einzelnen vertretenen Disziplinen hinweg. Eine kultur- und sozialwissenschaftliche Perspektive unterscheidet sich dabei grundsätzlich von einer eindimensionalen Auffassung von Kommunikation als reiner Ver- und Übermittlung von Informationen. Kommunikation wird vielmehr verstanden und behandelt als Wesenszug des Menschen, als eine zentrale soziale Praxis der Verständigung, als Aushandlungsraum (Diskurs) von Geltungs- und Machtansprüchen zwischen und in soziokulturellen Gruppen, als ein gestaltender, kreativer Prozess. Eine kultur- und sozialwissenschaftliche Perspektive hat damit stets eine historische, politische und kulturelle Dimension: Kommunikation lässt sich nicht losgelöst von Ideengeschichte, Diskurstraditionen, Ideologien, Zeitgeistphänomenen und kulturellen Mustern und Erwartungen erfassen. Zugleich rückt diese Perspektive die Formate und Produkte von Kommunikation in den verschiedenen Medien (Text, Bild, etc.) in den Blick. Dies schließt Formen der Kommunikation ein, die nicht im engeren Sinne sprachlich sind.
Die jeweiligen Dimensionen von Kommunikation werden von den einzelnen Fächern mit den ihnen eigenen empirischen und hermeneutischen Verfahren erfasst und analysiert. Neben fachspezifischen Befunden zu den Mechanismen der Kommunikation selbst erlaubt dies im Zusammenspiel der Disziplinen, die Komplexität von Kommunikationsprozessen zu gewählten Arbeitsbegriffen und Themenfeldern zu untersuchen und abzubilden, im Besonderen zu den Profilschwerpunkten Menschenrechtsbildung, Heterogenität und Nachhaltigkeit. Mit ihrem mehrdimensionalen Zugang zu Kommunikationsprozessen leistet hier die kultur- und sozialwissenschaftliche Perspektive unverzichtbare Beiträge zu einem umfassenden Verständnis dieser Themenfelder.
Leitfragen
Aus der umrissenen kultur- und sozialwissenschaftlichen Perspektive auf Kommunikation lassen sich eine Reihe von Leitfragen für ein interdisziplinäres Forschungsprofil am FB ableiten, im Besonderen:
- Was charakterisiert Kommunikationsprozesse in spezifischen Lebenskontexten (z.B. Kommunikation am Arbeitsplatz, Kommunikation in Bildungskontexten, interkulturelle Kontexte) und wie lassen sich diese gestalten?
- Was charakterisiert spezifische Kommunikationsformen und wie wirken dahingehende Normierungen und Normierungsprozesse (Gesprächsforschung, Genreforschung, Textsortenforschung, Sprachkorrekturbestrebungen)?
- Was charakterisiert Mechanismen des „Framing“ in spezifischen Diskursdomänen (z.B. politischer Diskurs, Medienberichterstattung, Werbung, wissenschaftlicher Diskurs) und welche Wirkungen gehen von ihnen aus?
- Wie interagieren verschiedene Modalitäten und Medialitäten (Sprache, Bild, etc.) in Kommunikationsprozessen?
- Wie wirken Diskurstraditionen und Zeitgeistphänomene auf Kommunikationsprozesse?
- Wie interargieren die verschiedenen Diskurse (z.B. wissenschaftlicher Diskurs, künstlerischer Diskurs, öffentlicher Diskurs) zu einem spezifischen Gegenstand (z.B. Nachhaltigkeit, Diversität)?
- Was charakterisiert Kommunikationsprozesse in und zwischen spezifischen sozio-kulturellen Gruppen (gruppenspezifische kulturelle Muster, Heterogenität, interkulturelle Kommunikation)?
- Wie lassen sich in Bildungskontexten kommunikative Kompetenzen entwickeln?