Transformation

Der Begriff ‚Transformation‘,als zunächst neutrale Beschreibung von in der Regel graduell erfolgenden Veränderungen, dient als Profilperspektive und Denkfigur, um Prozesse der Wandlungen auf struktureller Ebene zu analysieren.

Anders als bspw. das Begriffspaar Revolution vs. Reform und dessen Einbettung in lineare Narrationen von Modernisierungen und ihren Theorien, fokussiert ‚Transformation‘ das Prozessuale von Veränderungen. Er analysiert die Ergänzung, die Neuinterpretation oder um eine Aushöhlung bestehender Institutionen und beleuchtet die „Pfadabhängigkeit“ von Systemen. Die so ermöglichte polyperspektivische Herausstellung widersprüchlicher Entwicklungen öffnet einen alternativen Blick auf die (potenziell verunsichernden) Veränderungen gesellschaftspolitischer, ökonomischer, kommunikativer und künstlerisch-kultureller Systeme, auf die Evolution individueller vs. kollektiver Transformationen, auf das Zusammenspiel divergenter Akteurinnen und Akteure.

Das auch methodologisch differenzierte Fächer- und Themenspektrum des FB 6 mit seiner Vielfalt kulturhistorisch-künstlerischer, philologischer, politischer, philosophisch-theologischer und soziologisch-wirtschaftlicher Wissenschaftskulturen erlaubt die Perspektivierung und Kategorisierung entsprechender Überlegungen auf drei reziprok miteinander verschränkten Ebenen: die Analyse bereits historisierter Phänomene der Vergangenheit, die Diagnose gegenwärtiger Prozesse und die Prognose künftiger Entwicklungen. Diese können in einer mikrohistorischen Betrachtung von Exempeln, von textlichen und visuellen Repräsentationen sowie Artefakten ebenso sichtbar gemacht werden wie in der Zusammenschau eines Bündels heterogener Faktoren, bspw. im Falle von Narrationskonstruktionen bzw. -dekonstruktionen.

Leitfragen

Mögliche Leitfragen der Denkfigur und Profilperspektive ‚Transformation‘ lauten:

  • Welche Faktoren begünstigen oder erfordern Transformationen?
  • Wie verlaufen nicht-lineare oder gescheiterte Transformationsprozesse?
  • Wie beeinflussen Transformationsprozesse die gesellschaftliche Akzeptanz von Reformen und deren Ergebnisse?
  • Wie bilden sich Transformationen und die sie begleitenden Prozesse im Rahmen von Vermittlung, Performanz und Kognition ab?
  • Inwiefern unterliegen ästhetische Kategorien bzw. ihre kategorialen Grenzen gegenwärtigen Transformationsprozessen?
  • Wie bringen Transformationsprozesse die für Wandlungen notwendigen medialen Bedingungen hervor und wie werden im Umkehrschluss diese zum Movens von Veränderungen?