Landauer Akademiegespräche
Das Frank-Loeb-Institut an der Universität Landau veranstaltet jährlich im Wintersemester, zusammen mit der Evangelischen Akademie der Pfalz und der Stadt Landau die "Landauer Akademiegespräche“, in deren Mittelpunkt Fragen stehen sollen, die für die Grundorientierung eines freiheitlichen Gemeinwesens von zentraler Bedeutung sind. Veranstaltungsort ist i.d.R. das Alte Kaufhaus Landau (sofern in der Ankündigung kein anderer Ort benannt wird).
Gefördert werden die Akademiegespräche durch die Sparkassenstiftung Südpfalz, die Winzer Fünf Freunde und Brillen Kuntz Landau. Automobilpartner ist das BMW Autohaus Vogel Landau.
Für unsere Planung freuen wir uns über eine Anmeldung unter: info(at)eapfalz.de
Veranstaltungen im Überblick
15.02.2023: Mit Armut Stimmung machen. Versuchungen des Populismus
22.03.2023: Reichtum als moralisches Problem Mildtätigkeit und Steuerpflicht
04.05.2023: Umverteilen – Wachsen - Verzichten? Strategien der Sozialpolitik
25.05.2023: Reiches Deutschland – arme Welt. Entwicklungshilfe in Zeiten der Krise
Unsere Gäste waren u.a.:
Ministerpräsident a.D. Prof. Dr. Bernhard Vogel
Prof. Dr. Johano Strasser
Prof. Dr. Micha Brumlik
Unsere Gäste waren u.a.:
Bischof i.R. Prof. Dr. Dr. h.c. Wolfgang Huber
Ministerin Ulrike Höfken
Prof. Dr. Wolfgang Henn
Staatsministerin Margit Conrad
Unsere Gäste waren u.a.:
Prof. em. Dr. Bernd Schäfers
OB Dr. Eva Lohse
UN Untergeneralsekretär Prof. Dr. Klaus Töpfer
Sven Giegold MdEP
Prof. Dr. Angelika Zarnt
Unsere Gäste waren u.a.:
Bundesminister a.D. Dr. Heiner Geißler
Prof. em. Dr. Friedhelm Hengsbach SJ
Prof. em. Dr. Richard Schröder
Prof. Dr. Ernst Gottfried Mahrenholz
Unsere Gäste waren u.a.:
Staatssekretär und Minister a.D. Matthias Machnig
Prof. Dr. Dr. h.c. Heinrich Oberreuter
Prof. Dr. Hans Vorländer
Reinhard Bütikofer
Veranstaltungen im Detail
2024: Weltunordnung
Schwache Schutzmacht USA? – Die Zukunft der transatlantischen Beziehungen (1. 2.2024)
Lange wurde den USA in Europa eine unangefochtene Großmachtstellung zugeschrieben. Noch immer verlassen sich die Staaten Europas für ihre Sicherheit auf den starken Freund im Westen. Inzwischen ist das transatlantische Verhältnis jedoch komplizierter geworden. Das Vertrauen in die demokratische Stabilität des »großen Bruders« hat Risse bekommen. Die Vereinigten Staaten erwarten ein stärkeres europäisches Engagement in der NATO. Geostrategisch gewinnt der pazifische Raum an Bedeutung.
Kann sich Europa weiter auf die Schutzmacht USA verlassen? Ist das enge Bündnis zwischen Deutschland und der USA gefährdet? Oder hat lediglich eine Normalisierung der transatlantischen Beziehungen eingesetzt? Wie geht es weiter mit der NATO? Und welche Entwicklung ist von den US-Wahlen im Herbst 2024 zu erwarten?
Unsere Gäste:
Prof. Dr. Gerlinde Groitl, Politikwissenschaftlerin, Universität Regensburg
Norman Thatcher Scharpf, Generalkonsul der Vereinigten Staaten von Amerika in Frankfurt
Einführung und Moderation: Dr. Christoph Picker (Evangelische Akademie der Pfalz) und Dr. Hans-Ludwig Buchholz (Frank-Loeb-Institut)
Selbstbewusster Süden? – Die neue Macht Afrikas (21.2.2024)
Enthaltungen und Gegenstimmen bei den Abstimmungen über UN-Resolutionen zum Ukrainekrieg zeigen: Die Staaten auf dem afrikanischen Kontinent sind nicht mehr ohne Weiteres bereit, die Perspektiven der »westlichen Welt« zu übernehmen. Afrika wird selbstbewusster. Die Kritik an moralischen Doppelstandards und neokolonialer Ausbeutung wird lauter. Vielen erscheint die Zusammenarbeit mit China und Russland attraktiver als die Beziehungen zu den ehemaligen Kolonialmächten.
In Europa wächst das Bewusstsein für die Abhängigkeiten von afrikanischen Rohstoffen und von afrikanischen Kooperationen bei der Begrenzung von Migration. Soll der Westen den Blick des Entwicklungshelfers ablegen und Afrika unter rein strategischen Gesichtspunkten betrachten? Welche Rolle spielt humanitäre Verantwortung? Wie sind faire Partnerschaften mit Afrika möglich?
Unsere Gäste:
Dr. Uschi Eid, Präsidentin der Deutschen Afrikastiftung
Prof. Dr. Christof Hartmann, Politikwissenschaftler, Universität Duisburg-Essen
Einführung und Moderation: Prof. Dr. Manuela Glaab (Frank-Loeb-Institut) und Dr. Christoph Picker (Evangelische Akademie der Pfalz)
Wer ordnet diese Welt? – Die Rückkehr der Geopolitik (27.2.2024)
Der Russland-Ukrainekrieg macht es unübersehbar: Die globalen Kräfteverhältnisse sind aus der Balance geraten. Zurück meldet sich die klassische Geopolitik. Immer weniger lässt sich zwischen Kriegen, Interessenpolitik und Systemkonflikten so etwas wie eine Weltordnung ausmachen. Aber gab es das jemals: eine stabile internationale Ordnung? Als Europa nach Russlands Angriff auf die Ukraine eine »Zeitenwende« ausrief, merkten etliche Staaten des globalen Südens an, dass Kriege und internationale Konflikte für sie auch bisher schon an der Tagesordnung waren.
Wie tragfähig ist der Begriff »Weltordnung«? Welche Hoffnungen knüpfen sich daran? Müssen wir uns damit abfinden, dass Interessenpolitik und Machtstreben die Welt bestimmen? Oder können internationale Organisationen wie die Vereinten Nationen langfristig eine gerechte Friedensordnung garantieren? Und wie können wir im Westen für eine solche Ordnung eintreten, ohne der Welt besserwisserisch die eigenen Werte aufzuzwingen?
Unsere Gäste:
Prof. Dr. Margot Käßmann, Landesbischöfin i.R., Theologin und Autorin
Prof. Dr. Gunther Hellmann, Politikwissenschaftler, Goethe-Universität Frankfurt
Einführung und Moderation: Dr. Hans-Ludwig Buchholz (Frank-Loeb-Institut) und Dr. Christoph Picker (Evangelische Akademie der Pfalz)
Die Aufzeichnung dieses Gesprächs finden Sie in Kürze hier.
Handel ohne Wandel? – Der Systemkonflikt zwischen China und dem Westen (14.3.2024)
»Wandel durch Handel« war einmal das erklärte Ziel der europäischen Handelspolitik. In autokratischen Entwicklungs- und Schwellenländern sollte durch intensive Handelsbeziehungen eine starke Mittelschicht entstehen, die für Demokratisierung eintritt. Das Beispiel China hat das Scheitern dieses Ansatzes deutlich gezeigt. China ist reicher geworden, ohne sich zu demokratisieren. Trotzdem unterhält die deutsche Wirtschaft weiterhin rege Handelsbeziehungen zu dieser autokratischen Großmacht im fernen Osten.
Der Fall China wirft Fragen auf, die auch im Umgang mit anderen Staaten drängend sind: Ist es strategisch klug, enge Beziehungen zu Autokratien zu pflegen? Ist es moralisch verantwortbar, mit Staaten Handel zu treiben, die systematisch Menschenrechte verletzen? Und ist es ökonomisch vernünftig, sich in Abhängigkeiten von einer Diktatur zu begeben?
Unsere Gäste:
Prof. Dr. Manuel Vermeer, Professor für Asienstudien, Ostasieninstitut der Hochschule Ludwigshafen
Anette Schavan, Bundesministerin a.D. und ehemalige Co-Vorsitzende des Deutsch-Chinesischen Dialogforums
Einführung und Moderation: Dr. Hans-Ludwig Buchholz (Frank-Loeb-Institut) und Prof. Dr. Manuela Glaab (Frank-Loeb-Institut)
2023: Arm & Reich
Mit Armut Stimmung machen. Versuchungen des Populismus (15.02.2023)
Armut muss politisch bekämpft werden. Doch Armut kann auch politisiert werden. Überall dort, wo Industrien vor der Umstrukturierung stehen, Regionen abgehängt zu werden drohen und Menschen Angst um ihr Auskommen haben, sind Populist*innen nicht fern. An beiden Rändern des politischen Spektrums versuchen sie, die Armut von Menschen für ihre Zwecke zu instrumentalisieren. Das Schüren von Armuts- und Abstiegsängsten wird so zur gefährlichen politischen „Waffe“.
Verantwortungsbewusster Sozialpolitik fällt es oftmals schwer, gegen jene anzukommen, die Armut auf populistische Weise ausnutzen. Welche politischen Konzepte und Argumente nehmen dem Populismus den Wind aus den Segeln? Wie kann beispielsweise ein gut gemanagter Strukturwandel den Populist*innen das Wasser abgraben? Und was hat eigentlich zum Aufstieg des Populismus in den vergangenen Jahren geführt?
Unsere Gäste:
Prof. Dr. Frank Decker (Politikwissenschaftler, Universität Bonn)
Kathrin Uhlemann (Oberbürgermeisterin der Großen Kreisstadt Niesky, Oberlausitz)
Reichtum als moralisches Problem Mildtätigkeit und Steuerpflicht ( 22.03.2023)
Beinahe die Hälfte aller Vermögen befindet sich in der Hand von nur einem Prozent der Weltbevölkerung. 2021 zählte Forbes weltweit 2.755 Dollar-Milliardär*innen. Fast 90 Prozent davon waren Männer. In Deutschland lebten 174 Milliardäre; nur in den USA und in China gab es mehr. Dagegen war laut Statistischem Bundesamt knapp ein Drittel aller Deutschen nicht mehr in der Lage, Ausgaben ab 1150 Euro zu stemmen.
In Krisenzeiten werden Forderungen lauter, die Reichen stärker zur Kasse zu bitten. Manche von ihnen teilen, indem sie spenden oder gemeinnützige Stiftungen gründen – freiwillig und mit Einfluss darauf, welche sozialen und kulturellen Projekte gefördert werden. Doch reicht das aus oder sollte auch an der Steuerschraube gedreht werden: per Übergewinnsteuer, Vermögensabgabe, Zwangsanleihen, Erbschaftssteuer oder Spitzensteuersatz? Welcher Beitrag zur Krisenbewältigung kann »den« Reichen abverlangt werden? Und wie lässt sich verhindern, dass dadurch Investitionsbereitschaft geschwächt und Steuerflucht verstärkt wird?
Unsere Gäste:
Marlene Engelhorn (Millionenerbin, Mitbegründerin der Initiative taxmenow)
Prof. Dr. Wolfgang Lauterbach (Soziologe und Reichtumsforscher, Universität Potsdam)
Die Aufzeichnung der Vorträge und des Gesprächs finden Sie hier.
Umverteilen – Wachsen - Verzichten? Strategien der Sozialpolitik (4.5.2023)
Steigende Energie- und Lebensmittelpreise spüren zuallererst die Ärmsten der Gesellschaft. Doch die Pandemie und Russlands Krieg gegen die Ukraine werden langfristig alle Menschen in Deutschland ärmer machen. Gleichzeitig ist unbegrenztes Wirtschaftswachstum in Zeiten von Klimawandel und massenhaftem Artensterben keine tragfähige Option mehr, um Reichtum für alle zu schaffen. Eine Neubesinnung über die Zukunft des Sozialstaats in Deutschland ist notwendig.
Einigkeit herrscht dabei nur über das Ziel, allen Menschen ein Leben ohne Armut zu ermöglichen. Doch wie viel Umverteilung ist tatsächlich notwendig, um Deutschland armutsfrei zu machen? Wie kann diese Umverteilung möglichst gerecht organisiert werden? Welche Verantwortung haben Sozialstaat und Wohlfahrtsverbände dabei jeweils zu tragen? Und wie viel Verzicht wird jedem und jeder Einzelnen in Zukunft abverlangt?
Unsere Gäste:
Alexander Schweitzer (Minister für Arbeit, Soziales, Transformation und Digitalisierung des Landes Rheinland-Pfalz)
Prof. Dr. Philipp Lepenies (Politikwissenschaftler, Freie Universität Berlin)
Reiches Deutschland – arme Welt. Entwicklungshilfe in Zeiten der Krise (25.5.2023)
Schon die Corona-Pandemie hat den ärmeren Teil der Weltbevölkerung ungleich stärker getroffen. Die durch den Überfall Russlands auf die Ukraine ausgelöste Energiekrise, Inflation, Rückgang des Welthandels und Einschränkungen der Nahrungsmittelversorgung verstärken diesen Effekt. Gleichzeitig ziehen die USA und die Europäische Union Investitionen aus den Ländern des globalen Südens ab, um die Krisen Ihrer eigenen Volkswirtschaften zu bewältigen und globale Abhängigkeiten zu reduzieren. Das Ziel der Vereinten Nationen, bis 2030 die extreme Armut global abgeschafft zu haben, scheint weiter entfernt denn je.
Angesichts von Wirtschaftskrise und sozialen Spannungen sorgen Deutschland und andere Industrienationen zunächst für sich selbst – ein verständlicher Reflex. Welche Verantwortungen aber tragen sie für globale Entwicklungen – auch im eigenen Interesse? Wie lassen sich humanitäre Hilfe und staatliche Entwicklungshilfepolitik strategisch so ausrichten, dass sie wirklich den Ärmsten zugutekommen?
Unsere Gäste:
PD Dr. Stephan Klingebiel, Politologe am Deutschen Institut für Entwicklungspolitik Bonn
Monsignore Pirmin Spiegel, Hauptgeschäftsführer des Bischöflichen Hilfswerks Misereor
Die Aufzeichnung der Vorträge und des Gesprächs finden Sie hier.
2022: Auf Leben und Tod - Extremfälle der Politik
"Tödliche Grenzen?" Flüchtlings- und Migrationspolitik, 21. Juni 2022
Der Druck auf Europas Grenzen wächst. Bilder von Flüchtlingslagern als Dauereinrichtung in Griechenland, von Rettungsaktionen, von Ertrinkenden im Mittelmeer sowie von verzweifelten Menschen an den Grenzen der baltischen Staaten und Polens werden zur Nachrichtenroutine. Weitgehend unsichtbar bleiben die Brutalitäten auf den Fluchtrouten sowie in den Flüchtlingslagern im Mittleren Osten, in der Sahel-Zone und in Libyen.
Während Menschen an den Grenzen sterben, schottet sich Europa ab, errichtet Grenzzäune und entwickelt immer raffiniertere Methoden der Grenzsicherung – nicht gegen militärische Gegner, sondern gegen Flüchtlinge und Migrant*innen. Ziel ist es, unkontrollierte Migration zu verhindern. Dürfen wir es, um dieses Zieles Willen in Kauf nehmen, dass Menschen sterben oder fundamentaler Rechte beraubt werden? Gibt es Alternativen zur derzeitigen Flüchtlings- und Migrationspolitik? Wie lässt sich humanitäre Verantwortung mit einer nachhaltigen Strategie verbinden, die sowohl den Rechten von Flüchtlingen als auch den Interessen Europas Rechnung trägt?
Gäste:
Prof. Dr. Herfried Münkler, Politikwissenschaftler, Humboldt-Universität zu Berlin
Prof. Dr. Daniele Garrone, Präsident des Bundes der Evangelischen Kirchen in Italien
Die Aufzeichnung dieses Akademiegesprächs finden Sie auf Youtube.
"Sterben für Deutschland?" Beteiligung an Militäreinsätzen, 12. Mai 2022
Internationale Einsätze von Bundeswehr und Polizei gehören inzwischen auch in Deutschland zum Instrumentarium der Krisen-bewältigung. Bündnispartner nehmen Deutschland in die Pflicht. Das Bewusstsein für globale Zusammenhänge wächst. Sprichwörtlich wurde die Formulierung des damaligen deutschen Verteidigungsministers Peter Struck aus dem Jahr 2004: »Unsere Sicherheit wird auch am Hindukusch verteidigt.«
Der Anspruch Deutschlands, eine auf Interessenausgleich, Diplomatie und die Wahrung humanitärer Grundsätze bedachte Friedensmacht zu sein, wirft Fragen auf. Wie lässt es sich politisch und moralisch rechtfertigen, dass bei Militäreinsätzen wissentlich Menschenleben aufs Spiel gesetzt werden? Unter welchen Voraus-setzungen und um welcher Ziele willen dürfen Verantwortungs-träger*innen in Politik und Militär den Tod von Menschen in Kauf nehmen? Rettet es Menschenleben, wenn wir die Spielräume ziviler Konflikt bewältigung und präventiver Friedensarbeit erweitern? Vor dem Hintergrund des Afghanistan-Debakels gewinnen solche Fragen an Dringlichkeit.
Gäste:
Dr. habil. Charlotte Dany, Politikwissenschaftlerin, Friedensakademie Rheinland-Pfalz der Universität Koblenz-Landau
Jan Kuebart, Amtschef Luftfahrt der Bundeswehr in Köln
"Beim Sterben helfen?" Sterbebegleitung und assistierter Suizid, 05. Mai 2022
Über würdevolles Sterben und Selbstbestimmung am Lebensende wird seit langem kontrovers diskutiert. Ist es moralisch legitim, seinem Leben selbst ein Ende zu setzen? Sollte es ein Recht darauf geben, dafür die Hilfe anderer in Anspruch zu nehmen? Welche Voraussetzungen müssten gegeben sein? Umstritten ist vor allem die Frage, ob Ärzt*innen und Sterbehilfevereine unter bestimmten Voraussetzungen Unterstützung beim Suizid anbieten dürfen.
Ein gesetzliches Verbot der »geschäftsmäßigen Förderung der Selbsttötung« wurde im Februar 2020 vom Bundesverfassungs-gericht für verfassungswidrig erklärt. Der neue Bundestag steht vor der Aufgabe einer Neuregelung. Der Wunsch, zu sterben, kann unterschiedliche Gründe haben: Angst vor unnötigem Leiden und dem Verlust der eigenen Würde; die Sorge, anderen zur Last zu fallen; psychische Erkrankungen. Missbrauch, etwa eine Ökonomisierung des Sterbens, sollte verhindert werden. Die Alternativen einer guten palliativmedizinischen Versorgung und hospizlicher Begleitung sind bei der Urteilsbildung genauso zu berücksichtigen wie die Freiheit des Einzelnen.
Gäste:
Prof. Dr. Wolfram Henn, Humangenetiker und Medizinethiker, Universität des Saarlandes, Mitglied des Deutschen Ethikrates.
Dr. Petra Sitte MdB, Parlamentarische Geschäftsführerin der Fraktion Die Linke
Dieses Akademiegespräch haben wir aufgezeichnet. Die Aufzeichnung finden Sie auf Youtube.
"Leben schützen um jeden Preis?" – Erfahrungen in der Pandemie, 13. Januar 2022
Covid-19 hat die Welt nach wie vor fest im Griff – insbesondere die Länder, in denen trotz ausreichend verfügbarer Mengen an Impfstoffdosen viele Menschen ungeimpft bleiben. Entscheidungen über Infektionsschutzmaßnahmen sind im ernsten Sinne des Wortes Entscheidungen über Leben und Tod. Sie sind aber auch Entscheidungen über Freiheitsrechte, Entwicklungsmöglichkeiten von Kindern und Jugendlichen, Gendergerechtigkeit, Begleitung von Kranken und Sterbenden und vieles mehr.
Am Anfang der Pandemie war oft zu hören, dass wir alles tun müssen, um Menschenleben zu schützen. Der damalige Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble hat das in einem Interview kritisch kommentiert: "Wenn ich höre, alles andere habe vor dem Schutz von Leben zurückzutreten, dann muss ich sagen: Das ist in dieser Absolutheit nicht richtig. Wenn es überhaupt einen absoluten Wert in unserem Grundgesetz gibt, dann ist das die Würde des Menschen. Die ist unantastbar. Aber sie schließt nicht aus, dass wir sterben müssen." Dürfen wir abwägen? Welche Prinzipien sind unabdingbar? Und hat die Einsicht in die Sterblichkeit des Menschen Auswirkung auf unsere Entscheidungen?
Gäste:
Herbert Mertin, Justizminister des Landes Rheinland-Pfalz
Prof. Dr. Christian Bermes, Professor für Philosophie, Universität Koblenz Landau
Die Aufzeichnung dieses Akademiegesprächs finden Sie auf Youtube.
2020/2021: Diskursstörung
Me, myself and I? - Partikularinteressen versus gesellschaftlicher Zusammenhalt, 12.3.2021 (digital)
Selten wurde mehr von Verantwortung, Rücksichtnahme und Zusammenhalt geredet als in der Corona-Pandemie. Dass wir zugunsten anderer auf persönliche Freiheiten, soziale Kontakte und Vergnügungen verzichten müssen; dass Alte und Kranke zu schützen sind; dass knappe Impfstoffe gerecht verteilt werden, national, europäisch, global – diese Einsichten werden von vielen geteilt. Zugleich hat die Pandemie aber auch Zweifel an der Tragfähigkeit gesellschaftlicher Solidarität aufkommen lassen.
Die Frage, wie es um den gesellschaftlichen Zusammenhalt bestellt ist, ist auch schon vor der Pandemie lauter geworden. Das Ministerium für Bildung und Forschung fördert seit 2018 ein ‚Forschungsinstitut Gesellschaftlicher Zusammenhalt‘, an dem über 100 Wissenschaftler*innen aus zehn Bundesländern beteiligt sind. Im Hintergrund steht der Eindruck, dass sich in einer immer individualistischeren und diverser werdenden Gesellschaft Brüche und Risse zeigen, die der Reparatur bedürfen.
Verlieren wir Verbundenheit, wenn wir kulturell, sozial und weltanschaulich immer unterschiedlicher werden? Geht Individualisierung auf Kosten des Gemeinwohls? Redet am Ende jeder und jede nur noch von sich selbst, für sich selbst und mit sich selbst? Dabei ist der gesellschaftliche Zusammenhalt längst keine nationalstaatliche Kategorie mehr. Globale Herausforderungen wie die Klimaerwärmung erfordern längst eine Form von Solidarität in der »Weltrisikogesellschaft« (Ulrich Beck).
Unsere Gäste:
Andrea Lindholz MdB, Vorsitzende des Ausschusses für Inneres und Heimat des Deutschen Bundestages
Dr. Peter Kohlgraf, Bischof der römisch-katholischen Diözese Mainz
Radikalisierte Gesellschaft?, 3.11.2020 (digital)
Protest ist ein Lebenselixier der Demokratie. Die 68er-Revolution, die Friedensbewegung, die Umweltbewegung und die Frauenbewegung haben Deutschland verändert und weitergebracht. Im Osten hat die friedliche Revolution der liberalen Demokratie überhaupt erst den Weg gebahnt. Insofern brauchen wir Wutbürger und Weltverbesserer. Gegenwärtig scheinen die gesellschaftlichen Spannungen jedoch eine neue Qualität zu gewinnen: Der Umgang wird ruppiger, der Ton verschärft sich. Desinformation, gezielte Beleidigungen, Einschüchterungen, Drohungen bis hin zur politisch motivierten Gewalt werden wieder Teil des politischen Arsenals. Und erstmals seit 1945 formiert sich eine nennenswerte Bewegung, die deutlich rechts von der bürgerlichen Mitte steht.
Parallel dazu erodieren die klassischen christdemokratischen und sozial-demokratischen Milieus. Die Corona-Krise hat die Situation an vielen Stellen noch einmal verschärft, bestehende Konfliktlinien deutlicher zu Tage treten lassen.
Welche Chancen hat der Appell zum gesellschaftlichen Zusammenhalt? Wie steht es um die demokratische Streitkultur, um den friedlichen Interessensausgleich und um die Bereitschaft zum Kompromiss? Welche Auswirkungen hat die Zerrissenheit auf das politische System, auf das Gestalten politisch-gesellschaftlicher Zusammenhänge? Wie können Ge-sellschaften mit dem „Verschwinden von Gewissheiten“ (Lantermann) einen produktiven Umgang finden?
Unsere Gäste:
Dorothee Wüst, des. Präsidentin der Evang. Kirche der Pfalz
Lars Klingbeil MdB, Generalsekretär der SPD
Prof. Dr. Ernst-Dieter Lantermann, Universität Kassel
2019/2020: Was spaltet Deutschland
MÄNNER vs. FRAUEN: Geschlechtergerechtigkeit? (27.2.2020)
Gäste:
Anne Spiegel, Ministerin für Familie, Frauen, Jugend, Integration und Verbraucherschutz in RLP
Prof. Dr. Stefan Hirschauer, Soziologe an der Universität Mainz
JUNGE vs. ALTE: Generationenkonflikt? (08.1.2020)
Gäste:
Lucie Hammecke MdL, Jugendpolitische Sprecherin
Ruprecht Polenz, Ehem. Generalsekretär der CDU
Apl. Prof. Dr. Dr. Jörg Tremmel, Philosoph an der Universität Tübigen
OST vs. WEST: Wieder Vereinigt? (17.12.2019)
Gäste:
Prof. Dr. Dr. h.c. Bernhard Vogel, Ehem. Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz und Thüringen
Bischof Friedrich Kramer, Landesbischof der Ev. Kirche Mitteldeutschland
2018/2019: Entzauberte Eliten?
"Moralprediger" - ethische Eliten (12.02.2019)
Gäste:
ABT EM. DR. NOTKER WOLF OSB, Abtprimas em. des Benediktinerordens
PROF. DR. EIKE BOHLKEN, Philosoph, Fachhochschule für öffentliche Verwaltung NRW
"Meinungsmacher" - journalistische Eliten (05.2.2019)
Gäste: BIRGIT WENTZIEN, Journalistin, Chefredakteurin des Deutschlandfunks
PROF. EM. MICHAEL HALLER, Wissenschaftlicher Direktor des Instituts für Praktische Journalismus- und Kommunikationsforschung (Leipzig)
"Machthaber" - politische Eliten (10.01.2019)
Gäste:
SABINE LEUTHEUSSER-SCHNARRENBERGER, Bundesministerin a.D.
PROF. EM. DR. URSULA HOFFMANN-LANGE, Politikwissenschaftlerin, Universität Bamberg
"Wirtschaftskapitäne" - Wirtschaftseliten (12.12.2018)
Gäste:
DR. THOMAS MIDDELHOFF, Ehem. Vorstandsvorsitzender der Bertelsmann AG und der Arcandor AG
PROF. EM. DR. MICHAEL HARTMANN, Soziologe an der TU Darmstadt
2017/2018: Politik und Angst
Unsere Gäste waren:
Präsidentin des Verfassungsschutzes BaWü Beate Bube
Minister a.D. Christian Pfeiffer
Prof. Dr. Christoph Butterwegge
Minister a.D. und Fraktionsvorsitzender Alexander Schweitzer MdL
Prof. Dr. Bernd Greiner
Wahlkampfmanager Kajo Wasserhövel
Prof. Dr. Rolf Schieder
Dr. Lale Akgün
2016/2017: American Dream? Die USA im 21. Jahrhundert
Unsere Gäste waren:
Hon.-Prof. Dr. h.c. Horst Teltschik
Prof. Dr. Jan Stievermann
Dr. Josef Braml
Prof. em. Dr. Hanns Maull
Prof. em. Dr. Friedrich Heckmann
Prof. Crister S. Garrett PhD
Prof. Dr. Christiane Lemke
2015/2016: Kapitalismus im 21. Jahrhundert
Unsere Gäste waren:
Ministerpräsident des Freistaates Thüringen Bodo Ramelow
dm-Gründer Prof. Götz Werner
Prof. Dr. Wolfgang Merkel
Prof. Dr. Jochen Hörisch
Prof. Dr. Dr. Dres. h.c. Michael Welker
Staatssekretär a.D. Prof. Dr. Heiner Flassbeck
Dr. Gerhard F. Braun
Prof. Dr. Dr. Giacomo Corneo
2014/2015: Frieden: Ethische Grundlagen - politische Strategien
Unsere Gäste waren unter anderem:
Bundesministerin a.D. Heidemarie Wieczorek-Zeul
Prof. Dr. Sebastian Harnisch
Prof. Dr. Wolfgang Merkel
Tom Koenigs MdB
Oberstleutnant d. Bundeswehr Markus Meyer
Prof. Dr. Thorsten Bonacker
2013/2014: Wofür steht Europa?
Unsere Gäste waren unter anderem:
Ministerpräsident a.D. und Präsident des Europäischen Parlaments a.D. Professor Jerzy Buzek
Robert Menasse
Prof. Dr. Gisela Müller-Brandeck Bocquet
Dr. Volker Wissing