Antisemitismus: Gestern, heute – und morgen immer noch?

Bild: Stiftung Katharinenkapelle Landau
Plakat_Vortragsreihe Antisemitismus Wintersemester 2024/25
Plakat_Vortragsreihe Antisemitismus Wintersemester 2024/25

Öffentliche Vortragsreihe im Wintersemester 2024/25

Abstracts

(*Beachten Sie bitte, dass der Vortrag von Prof. Dr. Mouhanad Khorchide am 20.11.2024 live übertragen wird. Der Link wird am Tag des Vortrags auf der Homepage des Instituts für Evangelische Theologie unter »Aktuelles« veröffentlicht. )

 

Prof. Dr. Karin Finsterbusch

30.10.24: Definitionen Antisemitismus, Ursprünge des Antisemitismus in der Antike

Die Vorlesungsreihe wird eröffnet mit Klärungen der Begriffe Antisemitismus, Antijudaismus, Judenfeindschaft und Judenhass verbunden mit einem Plädoyer für einen weiten Begriff von Antisemitismus. Aufgezeigt werden sodann einige Wurzeln des Antisemitismus in der (vorchristlichen) Antike verbunden mit einer Einschätzung, wie verbreitet er in den antiken Gesellschaften und Kulturen war.

 

Prof. Dr. Karin Finsterbusch

6.11.24: Der christliche Antisemitismus: Bilder der Juden im Neuen Testament

Vorgestellt werden zentrale Bilder der Juden im Neuen Testament. Es wird gezeigt, dass nicht-christusgläubige Juden in den neutestamentlichen Texten überwiegend negativ konstruiert sind. Dies erklärt sich vor allem durch die Überzeugung der Autoren, dass ein Gottesbezug ausschließlich über Christus möglich ist. Überlegungen zum Umgang mit diesen negativen Bildern, die nicht zuletzt in der Kirchengeschichte eine verhängnisvolle Wirkung entfaltet haben, beschließen den Vortrag.

 

Dr. Abdel-Hakim Ourghi

13.11.24: Der islamische Antisemitismus

In der tragischen Begegnung der Juden mit den Muslimen im siebten Jahrhundert wurde der Grundstein für ein historisches Trauma gelegt, das im Laufe der Jahrhunderte nicht geheilt ist und in den gegenwärtigen politischen Konflikten immer wieder von Neuem aufbricht. Dies lässt sich durch den – unter anderem – religiös legitimierten und in vielen muslimischen Ländern zur Staatsräson erhobenen Judenhass und den zunehmenden muslimischen Antisemitismus in westlichen Ländern beobachten.

 

Prof. Dr. Mouhanad Khorchide

20.11.24: Geschichte des islamischen Antisemitismus

Antisemitismus findet sich im Islam in der Vergangenheit und der Gegenwart. Der Vortrag zeigt aber auf, dass eine historisch-kritische Exegese des Koran und eine kritische Hermeneutik seiner Glaubenssätze fundamentalistische Engführungen, die diesem Antisemitismus zugrunde liegen,  verhindern können. So kann sich der Islam auch einem interreligiösen Gespräch öffnen. Legt man einen Fokus auf die im Koran zentrale Barmherzigkeit Gottes, so kann dies ein wichtiger Beitrag für Gestaltung einer menschenfreundlichen Gesellschaft sein.

Der Vortrag von Prof. Khorchide wird live übertragen. Der Link wird am Tag des Vortrags auf der Homepage des Instituts für Evangelische Theologie unter »Aktuelles« veröffentlicht. 

 

Prof. Dr. Lothar Bluhm

27.11.24: Bilder der Juden in der (europäischen) Literatur

Der Germanist und Literaturwissenschaftler Lothar Bluhm wendet sich den Bildern von Juden zu, die in der Literatur seit dem Mittelalter anzutreffen sind. Ein besonderes Augenmerk gilt dem 18. und 19. Jahrhundert. An einem konkreten Beispiel soll darüber hinaus gezeigt werden, auf welche Weise in der populären Literatur und in der Kinder- und Jugendliteratur diskreditierende Judenbilder aufgebaut wurden, die ein jugendliches Publikum bis weit ins 20. Jahrhundert hinein geprägt haben.

 

PD Dr. Sonja Strube

4.12.24: Antisemitismus im katholischen Traditionalismus: Attraktiv für die extreme Rechte – eine Gefahr für Kirche und demokratische Gesellschaft

Während die römisch-katholische Kirche seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-65) ihr Verhältnis zum Judentum grundlegend zum Positiven verändert hat, greifen Strategen der politischen extremen Rechten inzwischen gerne auf den vorkonziliaren Traditionalismus zurück, um rechtsextremes Gedankengut zu verschleiern. Längst überwunden geglaubte dualistische Weltbilder und antisemitische Verschwörungsnarrative können unter religiösen Deckmäntelchen in Kirchen und Gesellschaft reaktiviert werden.

 

Prof. Dr. Francesca Vidal

11.12.24: Zur Sprache der Antisemiten

Antisemitismus ist alltäglich erfahrbar. Menschen, die Jüdinnen oder Juden sind oder für solche gehalten werden, sind Beschimpfungen ausgesetzt, jüdische Wissenschaftlerinnen oder Wissenschaftler werden plötzlich nicht mehr eingeladen, Synagogen, aber auch andere jüdische Einrichtungen sind nicht sicher, sondern brauchen einen besonderen Schutz. In allen Gesellschaftsschichten, allen Bildungsgruppen und auch allen politischen Richtungen wird sich zunehmend antisemitischer Klischees bedient. Was sind dies für Klischees, an welchen sprachlichen Bildern wird Antisemitismus erkennbar, wann verraten uns sprachliche Wendungen, bestimmte Bilder antisemitisches Denken und Handeln?

 

Prof. Dr. Francesca Vidal

08.01.25: Zum Umgang mit antisemitischen Symbolen im Schulalltag

Weiß jede Lehrkraft, was es bedeutet, wenn Jugendliche Anti-Israel-Anhänger tragen? Würde sie solche Ketten überhaupt erkennen? Was passiert in sozialen Netzwerken wie etwa Tik-Tok und welchen Einfluss haben verschwörungsideologische Codes in Rapzeilen auf den Schulalltag? Der Vortrag will für den Blick auf Antisemitismus im Schulalltag schärfen.

 

David Rosenberg

15.01.25: Antisemitismus aus Sicht jüdischer Zeitgenossen

David Rosenberg, Vorsitzender des jüdischen Studierendenverband Rheinland-Pfalz, hält einen Vortrag über jüdisches Leben mit dem Thema "Antisemitismus: 'Nie wieder' ist jetzt nur eine Phrase". Dabei beleuchtet er nicht nur die historische und aktuelle Dimension des Antisemitismus in Deutschland, sondern legt einen besonderen Schwerpunkt auf die Südpfalz. In dieser Region, die eine bedeutende jüdische Geschichte aufweist, gab es sowohl blühende jüdische Gemeinden als auch tragische Schicksale während des Holocaust. Rosenberg zeigt auf, wie tief Antisemitismus in der Geschichte der Region verwurzelt ist und geht der Frage nach, inwieweit der oft zitierte Satz "Nie wieder" heute noch Relevanz besitzt. Ziel seines Vortrags ist es, Bewusstsein für die anhaltende Gefahr des Antisemitismus zu schaffen und die Bedeutung einer aktiven Auseinandersetzung auf regionaler Ebene hervorzuheben.

 

Prof. Dr. Wolfgang Pauly

22.01.25: Das christliche Gottesbild – Anlass zu Antisemitismus oder Chance und Konzept zu dessen Abwehr?

Das Christentum beanspruchte mithilfe einer platonisch-aristotelisch geprägten Philosophie einen Absolutheitsanspruch für seine Botschaft. Andere Religionen konnten dabei nur als Vorstufen zu diesem als einzig wahr bezeichneten Gottesbild anerkannt werden. Die damit einhergehende Abwertung auch des Judentums war über Jahrhunderte Grundlage für Antijudaismus und Antisemitismus. Eine anthropologische Wende der Theologie sieht dagegen in allen Religionen Antworten auf Grundfragen der Menschen. Der Wahrheitsanspruch der Religionen wird dadurch nicht relativiert, sondern in Relation zu dem konkreten kommunikativ vernetzten Menschen gesehen. Dadurch kann aufgeklärtes Christentum von abstrakten Absolutheitsansprüchen befreien und zu einer toleranten und humanen Gesellschaft beitragen.

 

Alle sind herzlich eingeladen!

 

Bild: Stiftung Katharinenkapelle Landau
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