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ask-Vortrag von Prof.in Dr. Barbara Geist am 17.01.2024

Der Arbeitskreis Sprach- und Kulturwissenschaft des Instituts für Germanistik lädt ganz herzlich zum Vortrag von Prof.in Dr. Geist
am Mittwoch, 17.01.2024 ab 18.00 Uhr (c.t.) in der Roten Kaserne, Marktstraße 40, Raum 005 ein.
Die Veranstaltung ist öffentlich. Das Thema lautet:

"Schreibst du noch oder diktierst du schon? Vertextungskompetenzen fördern".

Abstract:

Ein Ziel des Deutschunterrichts ist, Schüler:innen grundlegende literale und mediale Kompetenzenzu vermitteln, damit sie sich in einer durch Digitalität geprägten Kultur an gesellschaftlichen Prozessen zu beteiligen (vgl. Wampfler 2023: 58). Wie kann dies auch in inklusiven, sprachlich diversen Lerngruppen gelingen? Für die Textproduktion ermöglicht der technische Fortschritt (hier konkret Spracherkennungssoftware) es wieder, die im Mittelalter übliche Arbeitsteilung eines diktierenden (damals meist männlichen) Autors und eines für die Verschriftung zuständigen Schreibers als eine Facette des Schreibrepertoires zu nutzen. So können sich Lernenden durch eine Entlastung von den hierarchieniedrigen Schreibprozessen (Motorik, Orthografie) stärker auf die hierarchiehohen Schreibprozesse konzentrieren (z. B. Inhalts- und Strukturplanung, Formulieren, vgl. Schüler 2020). Die Schreiber:in bzw. die technischen Geräte übernehmen den Teilprozess der Verschriftung, während das Vertexten bei den Lernenden verbleibt. In einer Schreibflüssigkeitsstudie in Deutschland konnten Ergebnisse aus dem englischsprachigen Raum bestätigt werden: Achtklässler:innen produzierten mit dem Diktieren mit Spracherkennung längere und korrektere Texte im Vergleich zum handschriftlichen Schreiben und zum Tastaturschreiben, wobei schwächere Schüler:innen in besonderer Weise profitieren (Schüler 2021: 354). Für das Diktieren mit Skriptorin (für die Grundschule Merklinger 2018) zeigt sich, dass auch Schüler:innen der Sekundarstufe, die nur wenig Erfahrung im Verfassen eigener Texte haben, eine Haltung des Schreibens einnehmen (z. B. wortgenaues Formulieren) (Geist et al. 2019, Schüler/Geist in Druck).

Ein Desiderat stellen Prozessanalysen dar (jedoch z. B. Schüler/Geist in Druck). Arcon et al. (2017) zeigen bspw., dass Spracherkennungssysteme mitunter Probleme bei der Verarbeitung von fremdsprachlich geprägten Akzenten haben, was z. B. bei Zweitsprachenlernenden eine besondere Herausforderung darstellen kann. Wie gehen Schüler:innen in der Textproduktion vor, wenn sie ihren Text diktieren? Wie gehen Schüler:innen mit Erkennungsfehlern um? Wie unterscheiden sich das Diktieren mit Spracherkennung und mit Skriptor:in? Im Vortrag wird ein Einblick in zwei Fallbeispiel gegeben und es werden erste Ideen zu einer Didaktik des Diktierens zur Diskussion gestellt.