Neben zahlreichen individuellen Forschungsprojekten gibt es derzeit in der Germanistik zwei DFG-Projekte und sowie Projekte im standortübergreifenden Programm InterAct

InterAct-Projekte

Eine Darstellung der laufenden InterAct-Initiativen, an denen die Germanistik federführend beteiligt ist, finden Sie auf deren Projektseite.

Aktuelles DFG-Projekt

Zur Medialität des Physikunterrichts:
Eine empirische Studie zur didaktischen Nutzung von Mündlichkeit, Schriftlichkeit und Multimedialität
DFG-Projekt

Projektleitung: Professor Dr. Alexander Kauertz und Professor Dr. Jan Georg Schneider

Kompetenzorientierter Physikunterricht fokussiert nicht allein auf strukturiertes Physikwissen, sondern nimmt auch den Prozess naturwissenschaftlicher Denk- und Arbeitsweisen in den Blick. Dadurch gewinnt im Unterricht die Entwicklung von inhaltlichen Strukturen eine größere und qualitativ andere Bedeutung. Sie dient nicht allein der Herleitung von strukturiertem Wissen, sondern ist selbst Gegenstand des Lernens. Daher muss auch sie für weiteres systematisches, kumulatives Lernen dokumentiert und wiederholbar gemacht werden. Traditionell wurde dagegen nur Strukturiertes als Endergebnis dokumentiert; der Entwicklungsprozess war flüchtig.

Klassisches Medium der Dokumentation von strukturiertem Wissen ist die Schrift. Das Mündliche dagegen gilt als Medium der Vorläufigkeit, in dem Strukturen und Wissen entwickelt werden. Diese Kopplung ist heute in Zeiten sich ausdifferenzierender Medien zu relativieren. Zum Beispiel können auch Videos zur Dokumentation von Wissen verwendet werden; und umgekehrt hat die geschriebene Sprache in Zeiten interaktionaler Schriftlichkeit (etwa in der Messenger-Kommunikation) ihren konservierenden, starren Charakter verloren. Flüchtigkeit und Wiederholbarkeit als zentrale mediale Eigenschaften können heute also sowohl im Schriftlichen als auch im Mündlichen sowie in multimedialen Formaten realisiert werden.

Da sich die wesentlichen Merkmale kompetenzorientierten Unterrichts, nämlich inhaltliche Strukturen zu entwickeln und belastbare Strukturen zu nutzen, demnach auf komplexe Weise medial realisieren, ist die Frage der Medialität für einen kompetenzorientierten Unterricht von zentraler Bedeutung. Es stellt sich die Frage, wie Lehrpersonen im Physikunterricht Lernaufgaben im Hinblick auf Kompetenzorientierung und Medialität gestalten. Darüber hinaus ist zu klären, wie ihre Einstellungen zur sich verändernden Medialität ausgeprägt sind, sich in ihrem Handeln widerspiegeln und mit Spracheinstellung, Vertrautheit mit Medien und Unterrichtserfahrung zusammenhängen.

In unserem Projekt werden in 45 Klassen Videoaufnahmen von Physikunterricht erstellt. Diese Videos werden analysiert, um Aufgaben im Hinblick auf Kompetenzorientierung, Medialität und kognitive Aktivierung zu kategorisieren. Zusätzlich wird mit einem Fragebogen die Einstellung der unterrichtenden Lehrpersonen zur Medialität erfasst und mit dem Ergebnis der Videoanalyse zusammengebracht. Mit Leitfadeninterviews wird zusätzlich aufgeklärt, ob weitere moderierende oder mediierende Variablen in Betracht gezogen werden müssen.

Das Projekt soll also beschreiben, wie sich der Medieneinsatz im Physikunterricht heute vor dem Hintergrund einer sich verändernden Medialität und einer Kompetenzorientierung gestaltet und welche Einstellungen bei Lehrpersonen damit verbunden sind.

Weitere Informationen finden Sie auf auf der Seite des Projekts.

 

Gesprochener Standard
DFG-Projekt, Förderzeitraum 01.10.2013-31.03.2018 (abgeschlossen)

Projektleitung: Professor Dr. Jan Georg Schneider

In den Bildungsstandards für das Fach Deutsch (2003) wird „in der Standardsprache sprechen“ als Anforderung an die mündliche Darstellung ausdrücklich genannt. Aus linguistischer Sicht ist jedoch alles andere als klar, was gesprochenes Standarddeutsch ist. Vor allem aufgrund der starken Varianz gesprochener Sprache sind viele Sprachwissenschaftler sogar der Meinung, dass es nicht sinnvoll ist, von einem gesprochenen Standard zu sprechen. Deutschlehrerinnen sind in ihrer täglichen Unterrichtspraxis aber sehr konkret damit konfrontiert, mündliche Leistungen von Schülern – auch im Hinblick auf deren Standardsprachlichkeit – zu beurteilen. Wenn nun seitens der Sprachwissenschaft keine Kriterien für die grammatische Einordnung gesprochener Äußerungen vorgelegt werden, besteht die Tendenz, mündliche Performanzen – nach dem Motto „Sprich, wie Du schreibst!“, „Sprich in ganzen Sätzen!“ – ausschließlich nach den Maßstäben der geschriebenen Standardsprache zu beurteilen und den Spezifika der Mündlichkeit somit nicht gerecht zu werden. Diese latente Schriftorientierung (written language bias) dokumentiert sich in vielen Deutschlehrwerken, welche die empirischen und theoretischen Erkenntnisse der Gesprochene-Sprache-Forschung und der Medialitätsforschung in den meisten Fällen noch nicht umgesetzt haben.

Vor diesem Hintergrund wurde im Projekt ein modifizierter, gebrauchsbasierter Standardbegriff entwickelt, der Varianz und Medialität der Mündlichkeit angemessen berücksichtigt. Wir gingen von der Hypothese aus, dass sich ein De-facto-Standard der gesprochenen Sprache (re-)konstruieren lässt, an dem sich Sprecherinnen und Sprecher implizit orientieren, der aber vom kodifizierten Standard signifikant abweicht.

Unser Untersuchungskorpus setzt sich aus überregionalen Abend-Talkshows sowie aus Unterrichtsgesprächen der gymnasialen Oberstufe zusammen. Die Talkshow-Daten sind als empirische Basis für die grammatischen Analysen zu gesprochensprachlichen Konstruktionen besonders geeignet, weil hier aufgrund von Überregionalität und Öffentlichkeit von einer deutlichen Standardorientierung der Akteure auszugehen ist: Welche medialitätsspezifischen, mündlichen Konstruktionen kommen in solchen standardnahen Gesprächssituationen vor? Das Unterrichtskorpus eröffnet eine weitere, gesprächsanalytische Untersuchungsperspektive, u.a. weil sich im Korrekturverhalten der Lehrer sowie auch im funktionalen Code-Shifting subsistente Normorientierungen zeigen können.

Diese beiden Untersuchungsmethoden wurden in unserem Projekt zusammengeführt, um zu einem empirisch fundierten Standardbegriff für die Mündlichkeit zu gelangen. Der Schwerpunkt lag insgesamt auf der syntaktischen Dimension des gesprochenen Standards; es wurden aber auch morphologische, phonologische und lexikalische Aspekte berücksichtigt. Zentrale Erkenntnisse der Gesprochene-Sprache- und der Medialitätsforschung wurden verstärkt für die Grammatikschreibung und die Sprachdidaktik fruchtbar gemacht. Die Projektergebisse sind vor allem in der Projektmonografie Schneider/Butterworth/Hahn 2018 dokumentiert.

Weitere Informationen finden Sie auf der Seite des Projekts.

 

InterAct